Fabeau
16.10.2014
Einzelhandel findet Textilbündnis nicht tragfähig
Fabeau
16.10.2014
Das Textilbündnis findet bei den meisten Vertretern aus Industrie und Handel keine Unterstützung - zumindest nicht in vollem Umfang
Der deutsche Einzelhandel ist noch nicht zufrieden mit dem Aktionsplan, den das Textilbündnis von Entwicklungsminister Gerd Müller vorsieht. Insofern haben sich die deutschen Handelsverbände HDE, BTE und die Außenhandelsvereinigung AVE sowie die Mode-und Handelsunternehmen Adler, C&A, Ernsting’s family, KIK, Metro Group, Otto Group, Rewe u Aldi Nord und Aldi Süd, Edeka, Lidl und Tchibo gegen die Unterzeichnung einer Beitrittserklärung entschieden. In der jetzigen Form ist das Bündnis nicht auf breiter Basis umsetzbar. Gleichwohl sehen die Genannten das Bündnis als „einen Schritt in die richtige Richtung“ und unterzeichneten eine Absichtserklärung. Sie erklären sich damit bereit, „aktiv und umsetzungsorientiert an der Ausgestaltung eines Prozesses für nachhaltige Textilien mitzuwirken“. Dabei soll der vorliegende Aktionsplan als vorläufiger Orientierungsrahmen für eine nachhaltige textile Wertschöpfungskette dienen. Ziel ist es, die Arbeit des Bündnisse auf bestimmte Stufen der Textilkette, so genannten Hot Spots, zu konzentrieren, um in diesen relevanten Aktionsfeldern nachhaltiger und effektiver etwas zu erreichen. „Der heute vorliegende Aktionsplan ist allerdings noch nicht entscheidungsreif“, kommentierte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Die weltweiten textilen Lieferketten sind hochkomplex. Eine lückenlose Überwachung sämtlicher Produktionsstufen vom Baumwollfeld bis zum Bügel ist unrealistisch“, ergänzte AVE-Hauptgeschäftsführer Jan Eggert. Gemeinsam will der deutsche Einzelhandel darauf hinwirken, dass die Ziele des Bündnisses realistisch und umsetzbar formuliert werden, so dass das Bündnis nicht nur für einzelne Unternehmen sondern die Mehrheit der nationalen und internationalen Textilunternehmen tragbar ist.
Eine Party mit wenig Gästen
Trotz der Kritik aus Textilindustrie und Handel hat das Bündnis bereits erste Anhänger gefunden: Der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) tritt für das Bündnis ein und unterstützt dessen Ziele. Die mehr als 100 Mitglieder des IVN haben bereits gezeigt, dass „eine ökologische und soziale Produktion von Textilien über alle Stufen hinweg transparent umsetzbar ist. Auch der Butzbacher Ökomode-Anbieter Hessnatur hat die Beitrittserklärung unterschrieben. „Für hessnatur ist es logisch und konsequent, dem „Bündnis für nachhaltige Textilien“ beizutreten, da ökologisch saubere und sozial fair produzierte Mode Gründungsimpuls und Erfolgsformel für unser Unternehmen ist. In dem von Bundesminister Gerd Müller initiierten Bündnis sehen wir eine große Chance, die gesamte Textilproduktion menschlicher und umweltfreundlicher zu gestalten“, begründete Marc Sommer, Vorsitzender der Geschäftsführung von hessnatur und Mitgesellschafter, den Beitritt.
Das Textilbündnis soll heute, am 16. Oktober 2014, formal gegründet werden. Ziel des Bündnisses ist es, schrittweise eine nachhaltige Produktion entlang der gesamten textilen Lieferkette sicher zu stellen. Es bleibt aber die Frage, ob die Basis für einen großen Verbesserungsvorstoß ausreichend ist, wenn kaum jemand mitmacht.
Foto: via flickr/ Creative Commons / Kelly McCarthy
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