DPA
08.12.2011
Einzelhändler locken Weihnachtskäufer mit Rotstiftpreisen
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08.12.2011
Berlin (dpa) - Den warmen Lammfellwintermantel für 559 statt 829 Euro, die Skibrille für 35 statt 50 Euro, Winterboots für 69,95 statt 129, 95 Euro. Gut zweieinhalb Wochen vor dem Fest sind in den Schaufenstern der Geschäfte immer mehr rote Prozente-Zeichen zu sehen. Weihnachtskäufer können sich über Schnäppchen freuen. Vor allem Textilhändler reduzieren ihre Waren. Aufgrund des viel zu milden Winterwetters ließen sich bislang warme Stricksachen, dicke Mäntel und gefütterte Fellstiefel eher schlecht verkaufen. Auch die Anbieter von Wintersportartikeln reduzieren teils kräftig.
«Es gibt Preisaktionen im Textilbereich. Da muss jetzt viel Ware raus», sagt Branchensprecher Kai Falk vom Handelsverband HDE. Wenn allerdings weniger winterliche Textilien über den Ladentisch gingen, dann profitierten andere klassische Geschenkebranchen. «Die Leute kaufen dann lieber technische Geräte, Schmuck oder Parfüm.» Auch in den Baumärkten sind Schneeschieber, Eiskratzer, Streusalz und Rodelschlitten derzeit Ladenhüter und werden billiger angepriesen. «Das kann sich aber noch ändern, wenn es jetzt kälter und winterlicher wird», betont Falk.
Rabatte auf Wintersportartikel gibt es vor allem in Süddeutschland. «Viele Kollegen sind da nicht glücklich angesichts des schneearmen Winterauftakts in den Bergen», berichtet Roland Scheuermeyer vom größten deutschen Sportfachhändlerverbund Intersport. Allein der verschobene Saisonstart auf der Zugspitze habe viele besorgt gestimmt, heißt es auch sonst in der Branche. Bei Sport-Bittl in München gibt es derzeit Skier mit Bindung für 299,99 statt 549,99 Euro. Der Sporthändler Sportscheck lockt mit Schnäppchenpreisen bei Softshelljacken und Skihosen.
Der Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels weist aber darauf hin, dass der Rotstift derzeit nur auf einzelne Artikel und nicht auf ganze Sortimente angesetzt wird. «Meist werden 10 bis 20 Prozent Rabatt gewährt und das nicht unbedingt auf die aktuelle Kollektion», sagt Hauptgeschäftsführer Jürgen Dax. Da sei noch «viel Luft nach oben drin, wenn sich das Schnäppchengewitter dann kurz nach Weihnachten entlädt.» Vor allem die großen Händler bereiten sich darauf schon vor. Gerade die Woche nach Weihnachten sei eine starke Einkaufswoche, wenn es die Leute in die Innenstädte zieht, um Gutscheine einzulösen oder Geschenke umzutauschen.
Derzeit seien bei vielen Textilhändlern die Lager «rappelvoll». Weil der vergangene teils sehr kalte und schneereiche Winter so gut gelaufen sei, habe manches Unternehmen zuviel Ware eingekauft. Der hohe Lagerbestand sei aber auch auf die Unsicherheit am Baumwollmarkt zurückzuführen. «Da war nicht klar, was die Industrie angesichts der gestiegenen Rohstoffpreise ausliefern wird», betont Dax. Mancher habe da sicherheitshalber mehr geordert.
Im viel zu warmen November sei mit einem Umsatzminus von zwei bis drei Prozent zu rechnen. Jetzt hoffen die rund 28 000 Textil- und Modegeschäfte auf kühlere Temperaturen und etwas Schnee. «So etwas Schneepuder in den Innenstädten und auf den Weihnachtsmärkten wäre nicht schlecht», sagt Dax. Wenn nun scheibchenweise der Winter komme, könnte im Weihnachtsgeschäft noch ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden. Problem seien auch die hohen Vorgaben des Vorjahres. Damals sei im November ein Umsatzplus von 10 Prozent erreicht worden. Im Dezember waren es nur noch ein Prozent gewesen. Schuld daran war auch das Winterchaos, das viele Kunden am Einkauf hinderte.
Verhalten optimistisch zeigen sich die Süßwarenhändler. Auch wenn der Saisonstart für Lebkuchen und Printen im Herbst eher mies war, so sind die Unternehmen mit dem Verkauf von Schoko-Nikoläusen und Weihnachtsmännern sowie Adventskalendern zufrieden, heißt es beim Handelsverband Sweets Global Network. Mit Reduzierungen sei daher kaum zu rechnen. Ohnehin seien die Verkaufspreise im Europavergleich sehr niedrig. Insgesamt werden auch in diesem Jahr allein in Deutschland wohl 110 Millionen Schoko-Nikoläuse und Weihnachtsmänner über den Ladentisch gehen.
Von Maren Martell, dpa
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