Fibre2Fashion
Aline Bonnefoy
03.07.2016
Erste Partner für Fairtrade
Fibre2Fashion
Aline Bonnefoy
03.07.2016
An der Ethical Fashion Show in Berlin sprachen die ersten Textilhersteller, die dem neuen Fairtrade Textilstandard beigetreten sind, von ihrem Engagement. Der Textilstandard ist der erste seiner Art, der die gesamte Textillieferkette umfasst, von der Rohbaumwolle bis zum fertigen Kleidungsstück. Außerdem unterstützt das Programm Fabriken und Arbeitnehmer bei der Verbesserung der sozialen Auswirkungen und der Umweltverträglichkeit der Produktion, wie der Website des Labels zu entnehmen ist.
Die Textilhersteller 3Freunde, Shirts for Life und Melawear sind die ersten Partnermarken des Standards.
Die ersten Partner übernehmen eine wichtige Vorreiterrolle und Vorbildfunktion“, sagte Dieter Overath, Vorstandsvorsitzender von Fairtrade Deutschland. „Genau dieses mutige Engagement brauchen wir, damit sich in der Textillieferkette endlich etwas ändert“.
Das Unternehmen mit Sitz in Großbritannien ist eine soziale Bewegung mit dem erklärten Ziel, Produzenten in Entwicklungsländern bei der Verbesserung der Handelsbedingungen und der Förderung der Nachhaltigkeit zu unterstützen.
Raju Ganapathi, Leiter für Standards und Pricing, Textiles and Producers Services des Produzentennetzwerks NAPP in Indien unterstreicht die Besonderheit des Fairtrade-Ansatzes: „Kein anderer Standard legt ein vergleichbares Gewicht darauf, Beschäftigte in Entscheidungs- und Lösungsprozesse zu involvieren.“
Das Label 3Freunde bietet bereits seit mehreren Jahren T-Shirts aus Fairtrade-Baumwolle an. „Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen und neben dem Rohstoff auch die Lieferkette nach Fairtrade-Standards zertifizieren lassen“, so Stefan Niethammer, Gründer von 3Freunde. „Wir sind Teilhaber einer Fabrik in Indien. Hier beginnen wir jetzt damit, die Kriterien für den Textilstandard umzusetzen.“
Melawear arbeitet ebenfalls seit mehreren Jahren mit Fairtrade-Baumwolle und beteiligt sich am Textilprogramm. Ein erstes Assessment einer Produktionsstätte in Indien hat bereits stattgefunden. „Die Herausforderungen, die ermittelt wurden, betreffen vor allem Löhne, Mitsprache und Leiharbeiter“, sagte Henning Siedentopp, Geschäftsführer von Melawear. „Unser Hauptziel ist es, entsprechende Strukturen für eine einfachere Beteiligung zu schaffen, Löhne schrittweise zu erhöhen und die Beschäftigungssituation der Leiharbeiter zu verbessern“.
Auch „Shirts for Life“ ist bereits Mitglied im Textilbündnis des Bundesentwicklungsministeriums. „Die Idee des Textilbündnisses ist gut, denn hier sitzen verschiedene Akteure an einem Tisch“, so Dr. Ulrich Hofmann, Gründer von Shirts for Life, „aber mit dem Fairtrade-Programm gibt es nun ein ganz konkretes Instrument für Verbesserungen vor Ort, das ist uns wichtig. Wir wollen mit unserem Engagement auch zu einem Bewusstseinswandel bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern beitragen.“
Der im März veröffentlichte Fairtrade Textilstandard befasst sich mit den Arbeitsbedingungen, Lohnsituation und Rechten der Arbeitnehmer. Er unterstützt die Fabrikarbeiter und ermöglicht durch kollektives Handeln verbesserte Arbeitsbedingungen. Er ist der erste Standard weltweit, der eine feste Zeitvorgabe für das Erreichen von existenzsichernden Löhnen vorschreibt. „Die Löhne müssen schrittweise erhöht werden. Ein existenzsicherndes Niveau muss innerhalb von sechs Jahren erreicht werden“, so Dieter Overath, „nur dann darf das auch am Endprodukt kommuniziert werden.“ Markenunternehmen verpflichten sich ihrerseits in Verträgen zu fairen und langfristigen Einkaufspraktiken. Erst das macht eine Lohnerhöhung überhaupt umsetzbar.
Die Audits in den Textilbetrieben werden von der unabhängigen Zertifizierungsorganisation von Fairtrade, Flocert, durchgeführt. Die Textilarbeiter können sich durch von ihnen gewählte Vertreter am Prozess beteiligen und werden über die Ergebnisse informiert.
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