Fabeau
10.02.2011
Esprit schwächelt und Krogner zieht sich zurück
Fabeau
10.02.2011
Ein HJ K geht, ein HJ K kommt: Die Initialen bleiben gleich, die Männer wechseln. Heinz Jürgen Krogner-Kornalik gibt seinen Posten als Non-executive Chairman und als Non-executive Director des Esprit-Konzerns zum 11. Februar auf, um „persönliche Interesse zu verfolgen“. Einen Konflikt mit dem Führungsgremium habe es nicht gegeben, stellt der Konzern mit Sitz in Ratingen und Hongkong klar. Auf seinen Abschied hin, wird Dr. Hans-Joachim Körber, der ehemalige Metro-Chef und seit Mai 2008 non-Executive-Director bei Esprit, Krogners Position als Chairman ab sofort übernehmen.
Schwache Zahlen im ersten Halbjahr 2010/2011
Gleichzeitig veröffentlichte der Konzern die ungeprüften Zahlen für die erste Hälfte des Geschäftsjahres (1. Juli bis 31. Dezember 2010) – und die zeugen nicht unbedingt von der einstigen Wachstumsstärke des Unternehmens. Im Vergleich zum zweiten Vorjahreshalbjahr sind die Umsätze in lokalen Währungen zwar um 1,6% gestiegen, jedoch sanken sie in der Berichtswährung um 4,2% von 18,5 auf 17,7 Mrd. Hongkong-Dollar (HKD), was umgerechnet rund 1,66 Mrd. Euro entspricht. Während das chinesische Geschäft boomt, gehen die Umsätze in Europa und insbesondere im Kernmarkt Deutschland zurück. In Europa verringerten sich die Umsätze um 10,8% (in lokaler Währung um 3,3%) auf 14 Mrd. HKD (1,3 Mrd. Euro). Im Heimatmarkt Deutschland sanken die Umsätze um 1,5% auf umgerechnet 704 Mio. Euro. In Italien, Portugal und England musste Esprit sogar zweistellige Verluste in lokalen Währungen hinnehmen. Dagegen legten die Umsätze im asiatischen und amerikanischen Raum zu. In den USA und Kanada stiegen die Umsätze um 8,1% auf 657 Mio. HKD (62 Mio. Euro). Durch die erstmalige Konsolidierung des China-Geschäfts kletterten die Umsätze in Asien/Pazifik um 35,2% (in lokalen Währungen) auf 3,02 Mrd. HKD (umgerechnet 280 Mio. Euro). Mittlerweile macht das Asiengeschäft mehr als 17% des Gesamtumsatzes aus, vor einem Jahr waren es noch 12%. Damit liegt Esprit voll im Plan, was die Expansion in China angeht. Insgesamt konnte die Zahl der Verkaufsflächen um 7,6% auf 1.002 Flächen erhöht werden.
Hinsichtlich der Vertriebswege setzt sich das Retail Geschäft weiter durch. Mit knapp 10 Mrd. HKD (935 Mio. Euro) werden mehr als 56% des Gesamtumsatzes durch eigene Läden erlöst. Der Retail-Bereich wuchs im zweiten Halbjahr 2010 um 8,7% (in lokalen Währungen), was hauptsächlich auf den Flächenausbau in China zurückzuführen ist. Flächenbereinigt wurden aber 1,5% weniger erlöst, weil insbesondere in Europa und den USA die Kundenfrequenz mit Ausnahme des Vorweihnachtsgeschäfts im Dezember, abnahm. In Deutschland sank der Retailumsatz mit 173 Stores um 8,4% auf 4,3 Mrd. HKD (403 Mio. Euro). Weltweit betreibt Esprit zum 31. Dezember 1.154 Stores. Global betrachtet standen im zweiten Halbjahr 73 Eröffnungen 42 Schließungen gegenüber, in Deutschland blieb die Zahl der Stores gleich, nur die Fläche vergrößerte sich durch die Eröffnung des Mega-Stores in Frankfurt. Der Bereich Wholesale dagegen musste mit einem Umsatz von 7,6 Mrd. HKD (716 Mio. Euro) einen Verlust von 6,2% in lokalen Währungen einstecken, auch wenn sich die Verluste zum Ende des Jahres durch Spezialangebote und der Einführung eines NOS-Programms verringerten. In Deutschland sank der Wholesale-Umsatz um 11,8% auf 3,2 Mrd. HKD (300 Mio. Euro).
Betrachtet man die Produktgruppen scheint sich Esprit künftig eher im jungen und gehobenen Bereich wieder zu finden. Die jüngere Linie edc und die edle Linie collection legten um 6,1% auf 4,3 Mrd. HKD bzw. 15,4% auf 1,9 Mrd. HKD zu, während die casual Kollektion etwa 2,4% auf 8,2 Mrd. HKD verlor. Positiv formuliert, könnte man auch sagen, „die Anstrengungen um mehr Differenzierung der Produktbereiche haben Früchte getragen“, so wie es der Konzern auslegt.
Unterm Strich konnte die Bruttomarge trotzdem um 0,9 Prozentpunkte auf einen Wert von 55,6% erhöht werden. Der Gewinn lag mit 2,1 Mrd. HKD allerdings 21% unter dem Nettogewinn des ersten Halbjahres 2009/10.
Für das zweite Halbjahr plant der Konzern weitere 600 Mio. HKD für rund 70 neue Stores zu investieren. Beim Wholesale-Geschäft wird nicht viel Besserung erwartet, da die Vorordern eher „zurückhaltend“ getätigt worden sind.
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