Godfrey Deeny
29.08.2018
Exklusiv: Gildo Zegna spricht über den Kauf von Thom Browne und legt ein Geständnis ab
Godfrey Deeny
29.08.2018
Gildo Zegna, CEO von Ermenegildo, hat vor kurzem das New Yorker Modehaus Thom Browne übernommen und gesteht: Noch bevor er den Deal in Höhe einer halben Milliarden-Dollar unterschrieben hatte, um einen 85-prozentigen Anteil an dem Label zu kaufen, habe er bereits damit begonnen, Teile der amerikanischen Designer-Kollektion zu produzieren.
"Ich nehme an, wir waren vor lauter Aufregung etwas voreilig. Aber in den letzten Monaten haben wir schon damit begonnen, einen kleinen Teil von Thoms Frühjahr/Sommer-Kollektion 2019 zu produzieren. Wir haben also schon die ersten Schritte gemacht", sagt Zegna in einem Telefoninterview, das er uns von seinem Büro aus Süd-Mailand gab.
Der CEO war in einer überschwänglichen Stimmung, nachdem er sich einen lang gehegten Traum erfüllt hatte – den Kauf eines angesagten Modehauses mit einer bedeutenden Women's Wear-Komponente.
"Wir haben offensichtlich nach etwas Neuem gesucht, und das Angebot kam fast beiläufig. Es ist eine gute Zeit, einen Deal abzuschließen und wir waren schnell und entschlossen in unserer Entscheidung. Thom Browne weiß wirklich was er will und hat ein großartiges Team; mit einem sehr starken CEO wie Rodrigo Bazan und einem großartigen Marketing- und Kommunikationsdirektor wie Tomaso Galli", fügte Zegna hinzu.
In der Tat war der Deal auch ein Treffen der alten italienischen Schule um Gucci, <<<2>>>, genau zu der Zeit, als Domenico de Sole CEO war. Derselbe de Sole, der im Vorstand von Sandbridge Capital saß und der 2016 die Kontrolle über Browne übernahm und nun das Zepter an Zegna übergab.
"Wir haben das Geschäft nicht über eine Bank abgeschlossen, sondern haben schnell reagiert, zumal Sandbridge sehr kompetent ist. Wir haben mit Thom weitergemacht und Domenico de Sole geholfen. Nennen wir es gute italienische Teamarbeit", lachte Zegna.
Gildo gestand, nie eine Browne-Modenschau besucht zu haben, "aber ich habe mehrere Videos gesehen und werde bestimmt zur Show nach Paris kommen."
Brownes nächste Show ist für Sonntag, den 30. September, geplant. Es ist die dritte namenhafte Modemarke, die auf den großen Laufstegen von Mailand und Paris gezeigt wird, die in diesem Jahr verkauft wurden – darunter auch Dries Van Noten und Missoni.<<<7>>>
Hat Gildo, der seit langem für seinen "norditalienischen" Stil bekannt ist, vor, einen der charakteristischen Jungen-Anzüge zu tragen, mit Brownes Signiture-Look, dem Ankle-Cut?
"Hm... Warum nicht? Ich liebe seine Strickwaren und seine Jerseys, also vielleicht trage ich vorerst nur das!"
Er fügt hinzu, dass die beiden Parteien ihre Gespräche erst im späten Frühjahr aufgenommen hatten. Und er dieses profitable, gut geführte Unternehmen mit soliden Wachstumsperspektiven sofort schätzte. Thom Browne veröffentlicht keine Zahlen, aber der Umsatz wird auf rund 150 Millionen Dollar (128,26 Millionen Euro) geschätzt.
"Aber als ich das Angebot sah, kamen wir sofort zusammen. Ich traf Thom ein paar Mal und dann ging es schnell, diskret und effizient. Wir wollen, dass Thom seine Unabhängigkeit behält. Unsere Aufgabe ist es, ihn in seiner Arbeit zu unterstützen. Ich lege großen Wert auf die Auswahl der Textilien und wir werden einen Teil der Herstellung sicherstellen", erklärt Gildo Zegna, dessen Textilteam wohl das fortschrittlichste im Bereich der Herrenmode ist – von Techmerino für maschinenwaschbare Anzüge bis zu Madras in einer unendlichen Vielfalt an technischen Drucken.
"Wir werden uns die Produktion der Textilien Schritt für Schritt ansehen. Ich möchte Thom zu unserer Produktionsstätte bringen, damit er unsere Maßanfertigung begutachten kann. Ich weiß nicht, welche Art von Kapitalinvestitionen wir vornehmen werden. Wir haben gerade Thom Browne erworben. Aber um zu wachsen, muss man investieren. Das ist doch logisch", erklärt der CEO.
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