DPA
20.11.2008
Franzose näht in Peru für eine bessere Welt
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20.11.2008
Lima (dpa) - «Keine Utopien mehr» ist wie Graffiti auf eine der teuren Jacken des peruanischen Mode-Labels Misericordia, zu deutsch Barmherzigkeit, gedruckt. Statt immer nur über eine bessere Welt zu reden, wie jetzt wieder auf dem APEC-Gipfel in Lima, produziert der junge Franzose Aurelyn Conty «hippe Klamotten» in einer kleinen Fabrik in der Hauptstadt Lima. Das Besondere: Peruanische Designer und Näherinnen produzieren bei Misericordia Kleidung, die trotz Spitzenpreisen reißenden Absatz in feinen Boutiquen Nordamerikas, Europas und Asiens findet.
«Man kann einfach nicht auf die Regierungen warten, sondern muss selbst etwas anpacken», fügt der 37-Jährige hinzu. Diese Botschaft könnte auch an die Teilnehmer des APEC-Gipfels an diesem Wochenende in Lima gerichtet sein. Während die Staats- und Regierungschefs von 21 Pazifikanrainern - darunter US-Präsident George W. Bush, Chinas Präsident Hu Jintao, Russlands Präsident Dmitri Medwedew und Japans Regierungschef Taro Aso - über Finanzkrise, Umweltschutz und Freihandel debattieren, macht Conty vor, wie sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern lassen. Kein Wolkenkuckucksheim, dafür handfeste Fortschritte für die Menschen, so etwa beschreibt Conty sein Projekt. Aber natürlich stimmt das so nicht ganz.
Conty hatte vor etwa sechs Jahren sehr wohl eine ganz konkrete Utopie: Gerechte und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in einem Land wie Peru zu schaffen, wo die Mehrzahl der Arbeiter ausgebeutet wird wie in den Frühzeiten des europäischen Kapitalismus. «Wir brauchen keine staatliche Hilfen und auch keinen Fair Trade oder Fair Fashion», winkt der 1,90-Meter-Mann mit der wilden Mähne ab. «Wir wollen es aus eigener Kraft schaffen, unsere Kreativität fördern und allen Mitarbeitern eine Chance zur Entwicklung geben», betont er. Feste Arbeitsverträge, geregelte Arbeitszeiten, Kranken- und Sozialversicherung, Fortbildungsmöglichkeiten, saubere und sichere Arbeitsplätze, pünktlich ausgezahlte Tariflöhne und Urlaubsgelder sind in der Schneiderwerkstatt Contys selbstverständlich.
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