Melanie Muller
28.12.2016
Gründerin der DDR-Modezeitschrift "Sibylle" gestorben
Melanie Muller
28.12.2016
Sibylle Boden-Gerstner ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Erst wenige Tage zuvor, am 17. Dezember, war in der Kunsthalle Rostock die Ausstellung über ihr Magazin „Sibylle“ eröffnet worden.
1956 entwickelte Sibylle Boden-Gerstner die Modezeitschrift Sibylle, die nach ihr benannt wurde. Von 1958 bis 1961 war Gerstner als stellvertretende Chefredakteurin bei Sibylle tätig. Nachdem ihre Modekonzeption als „zu französisch“ kritisiert wurde, verließ sie 1961 die Redaktion. Die "Sibylle" erschien auch nach der Wiedervereinigung weiter, musste aber nach finanziellen Schwierigkeiten 1995 eingestellt werden.
Die Zeitschrift Sibylle war in der DDR überaus beliebt. Sie widmete sich vorrangig der Mode, nannte sich im Untertitel allerdings „Zeitschrift für Mode und Kultur“, weil für die Macher, vor allem Fotografen und Designer, Mode und Kultur als gleichrangig galten.
Insbesondere war – neben allen gut aufgemachten Beiträgen über Kunst, Architektur und Gesundheit – die Fotografie ein entscheidendes Element ihrer Wirkung. Die Fotografen der Sibylle beherrschten nicht nur ihr Fach, sie legten für ihre Arbeit explizit künstlerische Maßstäbe an. Als Porträt- und Reportagefotografen waren sie auch für andere Magazine tätig. Die Kunsthalle Rostock wird erstmals konsequent Fotografen der Sibylle und ihre jeweiligen Qualitäten in den Mittelpunkt rücken.
Boden-Gerstner stammt aus einer deutsch-jüdischen Familie. Ihr Vater war Pelzwarenfabrikant und Versandhändler, der später in einem Zuchthaus der Nationalsozialisten starb, ihre Mutter Geschäftsfrau. Ab 1936 studierte Boden-Gerstner an der damaligen Textil- und Modeschule Berlin. Darauf folgte ein Studium der Malerei und Illustration an der Berliner Kunstakademie.
Am 25. Dezember verstarb Sibylle Boden-Gerstner im Alter von 96 Jahren in Kleinmachnow bei Berlin.
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