Dominique Muret
23.06.2015
Gucci: Die Revolution ist im Gange
Dominique Muret
23.06.2015
Die Gucci-Männerkollektion im Januar war erst der Anfang. Seit Alessandro Michele nach Frida Gianninis Abgang deren Funktion als Kreativdirektor der Marke übernommen hat, vollzieht er einen radikalen Bruch mit der prunkvollen Guccilinie des vergangenen Jahrzehnts.
Der neue Kreativdirektor der Vorzeigemarke von Kering bestätigt mit seiner Menswear-Kollektion für die Frühjahr-/Sommersaison 2016 seinen kühnen Stil, den er am Montag an der Modewoche präsentierte.
In der Kollektion werden die Schlüsselelemente der vorhergehenden Saison aufgegriffen, die zu den „neuen ikonischen Gucci-Teilen“ werden dürften. Von der Baskenmütze über die nun goldige Pantolette bis hin zum Ledergürtel, auf dem zwei metallene ‚G‘ prangen, oder den Schnürballerinas in Männerversion.
Gucci bietet auch XL-Sonnenbrillen mit gelben Gläsern und holt das spitzenbesetzte Hemd der Winterkollektion wieder hervor. Dieses erfreut sich seit Januar großer Beliebtheit und wurde in mehreren Kollektionen aufgegriffen, so unter anderem bei Moschino und N°21.
Die Looks erinnern an die Kleidung der 1970er Jahre mit überlangen Schlaghosen und kurzärmligen Jacken, kombinieren diese aber mit um den Hals geschlungenen Bändern, wertvollen Stickereien und Häkelshorts. Weiter zu erwähnen sind die Anzüge mit exotischen Tapetenmustern, deren Motive und Farben auch an die Tapeten in vornehmen Adelshäusern erinnern.
Jedes Detail umspielt den neuen Gucci-Mann sanft, von der mittig platzierten Blume im Hemdkragen über die Pastellfarben bis hin zu den Spitzen- oder Tüllkragen, den aufgestickten Blumen oder den abgerundeten Hemdkragenspitzen.
„Das ist sehr spezifisch. Um solche Stücke tragen zu können, muss man das entsprechende Äußere mit sich bringen, die richtige Attitüde, viel Geld haben und schwul sein. Das schränkt ganz schön ein“, bemerkt ein Beobachter.
Es ist nicht einfach, sich von einer Outsiderposition als Trendsetter zu positionieren. Ob es Gucci dadurch gelingt, den seit Jahren nachlassenden Absatz wieder anzukurbeln, wird sich weisen. Die meisten Einzelhändler sind sich hingegen einig: Das Modehaus muss sich rundum erneuern, der Absatz der letzten Kollektionen harzte.
„Alessandro Michele hat die Codes des Modehauses wieder aufgerollt und interpretiert sie auf zeitgenössischere Weise. Die ersten Stücke der Winterkollektion stießen bei ihrer Markteinführung auf ein positives Echo, insbesondere bei den jüngeren und modebewussteren Kunden“, so Gucci-Chef Marco Bizarri.
Die Verwandlung der Marke wird im Verlauf des Jahres mit einem neuen Ladenkonzept weitergeführt. Eine Pilotversion wird gegenwärtig in der Mailänder Boutique an der Via Montenapoleone getestet: Die vergoldeten Dekors machen weißen Wänden und roten Teppichen Platz.
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