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21.11.2012
Kaffeesatz inside: Erfolgstextilien aus Taiwan
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21.11.2012
Taipei (dpa) - Jeden Tag sind Lieferwagen von Singtex unterwegs und klappern Cafés, Kioske und Supermärkte in der taiwanesischen Hauptstadt Taipei ab. Sie sammeln Kaffeesatz ein, bis zu 500 Kilogramm täglich. Der Abfall tausender Espressi und Caffè Latte hat dem Textilunternehmen nicht nur aus der Krise geholfen, sondern Singtex auch zu einem Liebling umweltbewusster Verbraucher gemacht.
Statt im Müll landen die Kaffeereste in Kleidung. Dazu zerkleinert Singtex sie in mikroskopisch kleine Teilchen und mischt sie in seine Polyesterfasern aus recycelten Plastikflaschen. Seit 2006 mengt die Firma Kaffeesatz in ihre «S.Café»-Produkte. Vorteil des ungewöhnlichen Rohstoffs: Die Kaffeeteilchen absorbieren Gerüche. Die Singtex-Textilen sind ein Renner bei Profi- und Freizeitsportlern, das Unternehmen hat Lieferverträge mit wichtigen Bekleidungsfirmen wie North Face, Timberland und Hugo Boss.
Seit Juni sind auch den neuen Trikots des englischen Premier-League-Clubs FC Liverpool Singtex-Fasern beigemischt. Mehr als eine Million der roten Shirts in den Liverpool-Heimfarben wurden bereits verkauft, so der Hersteller, die US-Firma Warrior Sports.
Der Erfolg hat Singtex möglicherweise vor der Pleite bewahrt. Vor der Kaffee-Innovation produzierte das Unternehmen preiswerte Textilien in China. Doch andere asiatische Billigproduzenten machten den Taiwanesen das Leben schwer. «Jedes Mal, wenn wir eine neue Textilart produzierten, haben uns Hersteller in Südostasien kopiert und billiger produziert», sagt Singtex-Chef Jason Chen. Der Wettbewerb zwinge sie, ständig neue Produkte zu entwickeln und zu patentieren.
«S.Café» entstand durch Zufall, erzählt Chen. Er habe mit seiner Frau in einem Café eine ältere Dame beobachtet, die den Barista um Kaffeesatz bat. Der erklärte Chen, dass viele Menschen mit Kaffeesatz versuchen, störende Gerüche im Kühlschrank loszuwerden. «Meine Frau meinte dann: "Du solltest Kaffee verwenden, um deinen Körpergeruch loszuwerden. Kannst du das nicht in deine Stoffe einbauen?"», sagt Chen. «Das war eine so großartige Idee, die einfach vom Himmel gefallen ist. Ich habe meine Fachleute sofort beauftragt, ein Patent zu entwickeln.»
Von Lin Yang, dpa
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