Fabeau
16.09.2010
Kambodscha: Textilarbeiter streiken für mehr Lohn
Fabeau
16.09.2010
Die andauernden Streiks in den asiatischen Textilfabriken gehen in eine neue Runde. Nach Unruhen in China und Protesten in Bangladesch gingen am Montag tausende kambodschanische Näherinnen zusammen mit dem Gewerkschaftsaktivisten Moeun Tola auf die Straßen, um für höhere Löhne und bessere Sozialleistungen zu demonstrieren. In dem Land zwischen, Thailand, Laos und Vietnam, wo u.a. Firmen wie Adidas, Nike, Puma, GAP oder Benetton Kleidung und Sportartikel herstellen lassen, sind mittlerweile über 68.000 Arbeiter und Arbeiterinnen in den Streik für einen höheren Mindestlohn getreten. Rund 40 Fabriken werden durch die Massenstreiks lahmgelegt - das sind rund 10% aller Fabriken des Landes.
Die Textilarbeiter verlangen von der Regierung und den Industriebossen eine Erhöhung des monatlichen Mindestlohns auf 93 Dollar pro Monat (umgerechnet rund 73 Euro). Der derzeit festgelegte und bezahlte Lohn von 61 Dollar (48 Euro) im Monat reicht generell nicht aus, um davon die Lebenshaltungskosten zu bestreiten. „Vom Mindestlohn kann in Kambodscha niemand leben. Die Arbeiter können sich nicht mal eine gesunde und nahrhafte Mahlzeit leisten", erklärte Julia Thimm von Netzwerk INKOTA. Die Organisation verweist auch darauf, dass im August hunderte kambodschanische Arbeiter aufgrund von Mangelerscheinungen in Ohnmacht gefallen waren.
Regierung und Arbeitgeber warnen ausdrücklich vor Streiks. Die kambodschanische Regierung hatte öffentliche Versammlungen untersagt und Gewerkschaftsführern mit Strafanzeigen und Inhaftierung gedroht, berichten einige NGOs wie etwa die Clean Clothes Campaign. Regierung und Industrie fürchten, dass dem Land durch höhere Löhne Marktanteile verloren gehen könnten. Die Textilindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des südostasiatischen Landes und gibt über 330.000 Menschen eine regelmäßige, wenn auch schlecht bezahlte Beschäftigung. Dies sind mehr als ein Viertel der dort angestellten Industriebeschäftigten. Dennoch wollen es sich die Arbeiter nicht länger gefallen lassen, den Westen auf Dauer mit Niedrigpreiswaren zu versorgen, die auf Kosten ihrer erdrückender Lebensbedingungen auf den Weltmarkt geschwemmt werden.
Die Streiks sind zunächst auf fünf Tage angelegt und sollen bis zum 18. September andauern.
Foto: via picapp/Reuters/Chor Sokunthea
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