Fabeau
21.06.2016
Ladendiebstähle nehmen zu
Fabeau
21.06.2016
Meist ist der Diebstahl nicht so offensichtlich wie hier
Mehr als die Hälfte der Inventurdifferenzschäden geht auf das Konto von "Kunden", die nicht bezahlen
Während der Großteil der Ladendiebstähle unentdeckt bleibt, steigt der Anteil der schweren Diebstähle seit acht Jahren in Folge
Händler setzen bei der Prävention bevorzugt auf offene Kameraüberwachung und geschulte Mitarbeiter
Von den rund 4 Mrd. Euro Inventurdifferenzen gehen nach einer Studie des EHI Retail Institute rund 55% (etwa 2,24 Mrd. Euro) auf das Konto von Ladendieben. „Im letzten Jahr sind Ladendiebstähle um rund 100 Mio. Euro gestiegen – einen Löwenanteil daran muss man wohl dem gewerbsmäßig organisierten Diebstahl, insbesondere den organisierten Bandendiebstählen zuordnen“, sagt Frank Horst, Leiter des Forschungsbereichs Inventurdifferenzen und Sicherheit beim EHI.
Der Trend wird von der polizeilichen Kriminalstatistik gedeckt: Die Zahl der gemeldeten Ladendiebstähle stieg letztes Jahr um 7,1% auf 391.401 Fälle, wobei der Großteil der über 26 Millionen Ladendiebstähle unentdeckt bleiben. Die Dunkelziffer für Diebstähle im Wert von durchschnittlich 86 Euro liegt bei 98%.
Diebstahlpotential durch Diebesbanden nimmt zu
Das Bundeskriminalamt geht davon aus, dass allein durch straff organisierte kaukasische Tätergruppen Waren im Wert von einer viertel Milliarde gestohlen werden. Rechnet man Diebesbanden aus anderen Ländern, wie etwa dem Balkan oder dem nordafrikanischen Raum dazu, geht wertmäßig ein Viertel aller Diebstähle auf Banden und organisierte Kriminalität zurück, schätzt das EHI.
Im Lebensmittel- und Drogeriehandel werden am liebsten kleine, eher hochpreisige Güter wie Parfum, Kosmetika, Rasierklingen, Tabakwaren, Spirituosen, Zeitschriften, aber auch Kaffee und Babynahrung entwendet. Im Bekleidungshandel bevorzugen die Diebe meist Accessoires, hochwertige Damenmarken und Funktionskleidung. Im Elektronik-Bereich zeigt sich hoher Schwund bei Tonträgern, Smartphones samt Zubehör, Speicherkarten, Druckerpatronen und Elektrokleingeräten. Baumärkte nennen u.a. Akku-Schrauber, Werkzeuge und LED-Leuchtmittel als Diebstahlrenner.
Doch Diebstähle durch „Kunden“ sind nicht der einzige Grund des Schwunds. Geschätzte rund 810 Mio. Euro gehen auf das Konto der eigenen Mitarbeiter, weitere 340 Mio. Euro an Warenverlusten werden Dienstleistern und Lieferanten angelastet. Die restlichen 640 Mio. Euro entfallen auf organisatorische Mängel.
Der Handel rüstet weiter auf
Die durchschnittliche Inventurdifferenz beträgt 1% vom Umsatz, weitere Kosten entstehen durch Investitionen von rund 1,3 Mrd. Euro in Technik und Personal zum Diebstahlschutz. Hier rüstet der Handel weiter auf, etwa mit Kameras und Sensibilisierung des Personals. Insgesamt gehen dem Einzelhandel durch Inventurdifferenzen und Investitionen zu deren Vermeidung 1,3% des Umsatzes bzw. absolut rund 5,3 Mrd. Euro verloren.
Foto: Global Theft Barometer ; Graphiken: EHI Retail Institute
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