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Berlin (dpa) - Mit geschürzten Lippen und pompösem Outfit erscheint Harald Glööckler zu seiner Weihnachtsparty am ersten Advent. Im Arm hält er Schauspielerin Nastassja Kinski und Rockröhre Bonnie Tyler, die Preisträgerinnen seines neuen «Angel Award» für soziales Engagement. Ohrenbetäubende Barockmusik, schweres Parfüm und Applaus von Kunden wie Freunden empfangen den exzentrischen Modedesigner in seinem Berliner Showroom.

In den oberen Etagen eines Altbaus im Stadtteil Charlottenburg lebt und arbeitet der Macher des Labels «Pompöös». Dorthin hat er seine Anhänger eingeladen. Die hohen Räume wirken wie eine Miniaturausgabe des Schlosses von Versailles: goldüberzogene Rokoko- Möbel, Kerzenleuchter und poliertes Parkett. In jedem Raum hängen mehrere kristallene Kronleuchter über den Köpfen der Prosecco- aus-goldenen-Dosen-schlürfenden Gäste, darunter Schauspielerin Anouschka Renzi und der 79 Jahre alte «Playboy» Rolf Eden samt 26- jähriger blonder «Zweitfreundin» Julia.

Die Wände zieren Spiegel und selbstgemalte bunte Gemälde sowie viele Fotos Glööcklers, der eigentlich nur mit einem ö geschrieben wird. Vom heftgroßen Schnappschuss bis zum wandfüllenden inszenierten Porträt ist alles dabei. Auch Vitrinen mit Schmuck und auf Puppen drapierte goldene Kleider, die an die Kostüme von Science-Fiction- oder Fantasyfilmen erinnern, sind zu bestaunen. In einer Ecke ragt eine weiße Plastiktanne bis zur Decke, über und über behangen mit bunten Weihnachtskugeln. Sie sollen mehr als 1000 Euro gekostet haben, munkeln die Gäste.

Der Designer selber glitzert bei seinem großen Auftritt wie eine Schneeflocke. Auf sein Jackett über dem nackten Oberkörper hat er silberne Pailletten genäht, an fast jedem Finger glänzen Edelsteine und viel Metall. Die Ringe habe er schon seit 20 Jahren, sagt Glööckler. «Auch in Paris tragen ältere Herren so einen Schmuck auf einmal», erzählt der Berliner Paradiesvogel in Anspielung auf die beringten Finger Karl Lagerfelds. Glööcklers schrille Art hat wohl bereits Nachahmer gefunden: Er soll die Vorlage für den schwulen Modejournalisten im Kinofilm «Brüno» mit Sacha Baron Cohen gewesen sein.

Im Showroom des Designers türmen sich Geschenke der Gäste auf einem Gabentisch, eine riesengroße Krone oder ein goldener Engel etwa, von denen er bereits zahlreiche hat. «Man kriegt ja immer nur so viel, wie man gibt. Und offensichtlich habe ich auch schon viel gegeben», erzählt Glööckler, der seine Mode vor allem bei Homeshopping-Sendern in Deutschland und Japan erfolgreich vertreibt und von vielen älteren Frauen verehrt wird - vermutlich auch, weil er Kleidergröße XXL im Programm hat.

Zu seiner Weihnachtsparty sind viele Damen fortgeschrittenen Alters gekommen, die fast ebenso volle Lippen haben wie ihr Idol. Diese lässt sich der bekennende Schönheitschirurgie-Fan Glööckler, der gerne mal eine OP zu Weihnachten verschenkt, regelmäßig mit Kollagen unterspritzen. Seine Augenbrauen hat er sich tätowieren lassen und zieht sie mit Kajal nach, so dass sie höher liegen und eckiger sind als die echten, abrasierten Brauen. Die Inszenierung und das Blitzlichtgewitter genießt Glööckler sichtlich. Wie Ludwig XIV. schreitet er durch seine Gemächer - im Gegensatz zum französischen Sonnenkönig stürmt er jedoch auf seine Anhänger zu und überhäuft sie mit gehauchten Küssen.