Paris: Birkenstock weht durch die Tuileries
Wenn es eine Marke gibt, die in Paris am vergangenen Wochenende ihren Einfluss gezeigt hat, dann war es der Schuhhersteller Birkenstock, der seine aufwändige Präsentation in eine Gartenparty umwandelte.
"Grundsätzlich bin ich hier, um die Getränke zu kaufen", erwiderte Olivier Reichert, CEO von Birkenstock, der in einem maßgeschneiderten Pavillon inmitten eines Märchenwaldes in der Orangerie Ephemère im Jardin des Tuileries in Paris steht, in dem die neue Kollektion des Schuhherstellers vorstellt wird.
"Es gibt nur zwei relevante Orte in der Welt, um unsere Marke zu präsentieren – New York und Paris. Wir können nichts Vergleichbares wie Chanel oder Dior machen, nein! Auch die Leute erwarten uns nicht. Unsere Rolle ist, eine Situation wie hier zu schaffen, gemeinsam etwas zu trinken und den Gästen unsere riesige Vielfalt zu zeigen", erklärte er.
Neben den Modellen stand ein 40 Meter langer Tisch, der praktisch unter der Last der vielen Schuhe stöhnte: Gezeigt wurde der Sandalen-Klassiker mit zwei Riemen, Arizona, in Silber, Chrom und Basal Gold Metallics und ihr Boston Clog in Farbton Zinn mit Glitzern überarbeitet – und natürlich ihre Zehensteg-Modelle Gizeh Eva in Scuba Blues, Rottönen und Gelbs.
Birkenstock hat bereits mit Heidi Klum zusammengearbeitet, obwohl Reichert betonte, dass die Pariser Veranstaltung keine Kooperation vorstelle oder Mode-Ikone. "Wir sind in der Modebranche als Backstage-Marke bekannt, denn dort trägt jeder Birkenstock – Fotografen, Haare- und Make-up-Leute, Künstler", betonte der Münchener, der Rugby besser findet als Fußball.
Reichert ist das erste Nicht-Familienmitglied, das CEO im Unternehmen wurde, das Johan Adam Birkenstock bereits 1774 gegründet hat. Mit rund 3.800 Mitarbeitern ist das traditionsreiche Familienunternehmen in sechster Generation einer der größten Arbeitgeber der deutschen Schuhindustrie. Die in Deutschland produzierten Sandalen werden in 90 Ländern der Welt auf allen fünf Kontinenten verkauft – knapp 30 Millionen Paare jährlich.
Reichert sagte, dass die jährlichen Einnahmen mehr als eine halbe Milliarde Euro betragen und "gleichzeitig sind wir sehr profitabel". Vor einem Jahrzehnt lag der Umsatz bei nur 120 Millionen Euro.
"Wir sind seit vier Jahren ausverkauft. Ausverkauft", wiederholt Reichert, der zu seinen grauen Jeans, ein schwarzes Hemd und ein klassisches Paar Arizonas trug, allerdings mit Goldschnallen von Goldschmied-Legende Patrik Muff.
"Wir sind nicht hier, um für uns zu werben, sondern um eine Party zu feiern und unsere Kollektion zu zeigen. Wir haben 1.800 Styles – also auch wenn deine Freundin oder Frau Birkenstock nicht mag, bin mir sicher, dass sie etwas finden wird. Wir freuen uns immer auf neue Ideen. Jemand schlug vor, dass wir mit brasilianischer Fischhaut arbeiten sollten und jetzt machen wir das auch. Wir sind in den richtigen Läden. Unsere neueste Lieferung an Colette war ausverkauft in nur drei Stunden", sagt Reichert, ein ehemaliger Sport-TV-Chef, der 2009 ins Unternehmen kam.
Seine erste Aufgabe war es, die Familienmitglieder miteinander zu versöhnen, bis er das Unternehmen 2013 neu strukturiert hat. „Die ersten fünf Jahre wurden in der Familie verbracht, um diese Situation zwischen den Brüdern und dem Vater zu klären. Dann endlich begann das Blut zum Gehirn zu fließen und wir konnten Entscheidungen treffen. Und heute feiern wir in Paris", sagte er mit einem tiefen Lachen.
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