DPA
01.12.2010
Protest gegen «Killer-Jeans»
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01.12.2010
Istanbul (dpa) - Internationale Arbeitsrechtsinitiativen haben die Modeindustrie aufgefordert, auf das für Arbeiter lebensbedrohliche Sandstrahlen von Jeans weltweit zu verzichten. Regierungen sollten zudem prüfen, ob Importverbote gegen die so auf alt getrimmten Hosen verhängt werden könnten, sagte Wyger Wentholt von der Kampagne Saubere Kleidung am Samstag in Istanbul.
In Ländern wie Pakistan, China, Bangladesch oder Ägypten drohe tausenden Arbeitern der Tod, wenn sie weiter ungeschützt Jeans mit Sandstrahlern bearbeiten müssten. Die Ablagerung von quarzhaltigem Staub führe zu fortschreitender Vernarbung der Lunge. Diese sogenannte Silikose könne bis zum Ersticken führen.
Weltweit werden jährlich etwa fünf Milliarden Jeanshosen produziert. Seit den 1990er Jahren sind schon ab Werk abgetragen aussehende Hosen in Mode, die zunächst im Stone-Washed-Verfahren, später dann mit Sandstrahlern behandelt wurden.
Die Türkei war vor einem Verbot ein Hauptproduzent für so bearbeitete Jeans. Über die Jahre seien etwa 10 000 Arbeiter in der Branche beschäftigt gewesen, von denen nun rund die Hälfte an Silikose leide, sagte Yesim Yasin, Mitarbeiterin eines türkischen Hilfskomitees in Istanbul. Bisher seien etwa 50 türkische Arbeiter gestorben.
Mit der Auftaktveranstaltung in Istanbul wollen mehrere Initiativen eine internationale Kampagne gegen die als «Killer-Jeans» bezeichneten Kleidungsstücke beginnen. Mehrere große Hersteller hätten sich angesichts der Gefahren bereits zu einem Verzicht bereit erklärt, obwohl Alternativen zum Sandstrahlen von Hand teurer seien. «Am Ende ist es eine Frage des Geldes», sagte Wentholt. Die Industrie müsse sich auch bereit erklären, die Kosten für die Behandlung bereits erkrankter Arbeiter zu übernehmen.
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