Akris auf Gratwanderung
Albert Kriemler kehrt in dieser Saison zu seinen Wurzeln zurück und zelebriert mit der neuen Kollektion seine Heimatstadt St. Gallen.
Seine schönste Idee bestand aus einer Reihe mutiger Looks, die sich auf eine antike Karte der Stadt stützen. Darunter sanfte, elegante Kleider aus feinster Wolle aus verzwirntem gewobenem Garn und Denim-Jeansjacken sowie Kaschmir- und Seidenjersey-T-Shirts.
Vorzüglich auch ein idealer Look für den Winterspaziergang, mit Neopren-Parka, Kaschmir-Kapuzenpulli und Rippenbeanie. Und genau von einem solchen Winterspaziergang ließ sich Kriemler für seine Herbst-/Winterkollektion 2021 inspirieren.
"Für einmal ist es an der Zeit, von St. Gallen zu sprechen. Wo eine Tätigkeit wie ein Spaziergang eine ganz andere Bedeutung erhält. Die besten Ideen kommen mir, wenn ich spazieren gehe. Auch für Frauen ist ein Spaziergang mit einem Freund oder einer Freundin ein absolut entspannender Moment. Gerade jetzt, wo so viele Menschen versuchen, U-Bahnen und Busse zu vermeiden, erscheint der Spaziergang als die ultimative Freiheit", schmunzelte Kriemler, der in seiner Mode oft Anspielungen auf Künstler einbringt.

Der Designer machte auf der alten Stadtkarte sogar das Backstein-Atelier aus, das seine Großmutter 1944 erwarb und das er noch immer verwendet, um an seinen Stoffen zu arbeiten. Die 1922 gegründete Marke Akris ist die einflussreichste Schweizer Modemarke der Gegenwart.
Wie bereits in der vergangenen Saison arbeitete Kriemler für sein Schauenvideo mit dem unabhängigen niederländischen Filmemacher Anton Corbijn zusammen. Den Auftakt bildet ein Schwarz-Weiß-Film der tief unter dem Schnee schlummernden Gallusstadt – wie in Bruegels Werk Jäger im Schnee. Die Models werden auf einem Spaziergang auf den Hügeln über der vom irischen Wandermönch Gallus gegründeten Stadt gezeigt.
Corbijn drehte auch in der uralten Stiftsbibliothek, die mit ihrer Büchersammlung, die bis ins 8. Jahrhundert zurückgeht, in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde.
Das von Akris an VIP-Kunden und ausgewählte Moderedakteure gesendete Begleitpaket zur Show enthielt verschiedene Stoffmuster. Eines davon zeigte reine St. Galler Handstickerei, in einigen Mustern war außerdem das Logo des Hauses fast unmerklich angebracht.

Doch ging es bei dieser Kollektion auch um Investitionen – wie die 800g reiner Kaschmirwolle, die für einen langen Zweireiher mit trapezförmiger Schließe auf Hüfthöhe verwendet wurden, oder der Parka aus Seidentuch und Schurwolle, der federleicht und dennoch absolut winddicht ist.
Albert spielte auch mit dem Logo des Hauses aus dem Jahr 1986, das die fünf Buchstaben des Markennamens mit Stichen verbindet. Und fand Wollfilzstoffe, deren Design eine Anspielung an die früher bei Akris verwendete Stickereitechnik bildet. Daraus fertigte er wundervolle Cabans und Boleros.
"Keine Architekten oder Künstler, nur St. Gallen. Um zu zeigen, wo wir in den vergangenen 98 Jahren waren. Und wie stolz wir auf die Stadt und unsere Sticker sind, die alle wichtigen Modehäuser in Paris und Mailand beliefern", so der Designer, der per Zoom aus seinem Studio zugeschaltet wurde.
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