CEO von Victoria's Secret tritt zurück
Die schwächelnde Unterwäschemarke von L Brands verliert laut Wall Street Journal ihren CEO Jan Singer. Die Zeitung berief sich in einem Artikel am Mittwoch auf eine gut informierte Quelle. Singer soll ihr Amt nach zwei Jahren niedergelegt haben.

Jan Singer war zehn Jahre lang als Managerin für Nike tätig, bevor sie zum CEO von Spanx ernannt wurde. Nach zwei Jahren wechselte sie zu Victoria’s Secret.
In den letzten Jahren bekundete Victoria's Secret vermehrt Mühe, sich an die Veränderungen im Lingeriemarkt anzupassen. Die Branche bewegt sich immer mehr in Richtung integrative, komplexfreie Unterwäsche. Eine Marke, die ihr Marketing einer Reihe scheinbar makelloser "Engel" anvertraut hat, kann mit dieser Entwicklung nicht im Einklang stehen.
An der alljährlichen Victoria's Secret Fashion Show findet die Markenstrategie jeweils ihren Höhepunkt. In der diesjährigen Ausgabe Anfang November entstand bereits im Vorfeld der Show eine Kontroverse. Der Chief Marketing Officer des Mutterhauses L Brands, Ed Razek, erklärte in einem Interview mit der Zeitschrift Vogue, dass Transgender-Models seiner Ansicht nach keinen Platz in dieser Show hätten. Es folgte ein Aufschrei der Empörung in den sozialen Medien, bis Razek sich für seine Äußerung entschuldigte und sie zurücknahm. Doch der ursprüngliche Kommentar zeigt deutlich, wie stark die Geschäftsleitung der Inklusivitätsdebatte hinterherhinkt.
Mit der Ernennung der ehemaligen Calvin Klein Managerin Jann Parish zum Chief Marketing Officer von Victoria's Secret vor einem Jahr kam die Hoffnung auf, das ein neues Kapitel der Markenbotschaft aufgeschlagen würde. Doch in Wirklichkeit hat sich seither nur wenig verändert und Parish kündigte vor kurzem ihren Rücktritt an.
Die traditionelle Ausrichtung auf aufwändige und deutlich sexualisierte Lingerie ist bei den Kunden immer weniger gefragt. Deren Fokus liegt mehr denn je auf Natürlichkeit, Einfachheit und Tragekomfort. In ihrer Zeit als CEO von Victoria's Secret überblickte Jan Singer die Einführung neuer BH-Modelle für Frauen, denen Tragekomfort und Passform besonders wichtig ist, doch blieb der erhoffte Erfolg aus.
L Brands hat seine Gewinnzahlen für das dritte Quartal zwar noch nicht veröffentlicht, doch der Umsatz von Victoria's Secret soll um 2 % auf USD 1,529 Milliarden (EUR 1,352 Mrd.) gesunken sein – ein weiteres harziges Quartal für das Unternehmen.
Die jüngsten Informationen wonach das Label den lang ersehnten ersten Store in Frankreich und eine Flut neuer Einzelhandelsadressen in der Region eröffnen wird, deuten darauf hin, dass das US-amerikanische Unternehmen für den Turnaround in erster Linie auf internationale Expansion setzt.
Unklar ist weiterhin, wer auf Jan Singer folgen könnte, doch dürfte L Brands bei der Veröffentlichung der Quartalergebnisse am Montag, 19. November genauere Informationen zu ihrem Rücktritt bekannt geben.
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