Fabeau
31.08.2015
Das kommt nicht in die Tüte!
Fabeau
31.08.2015
Plastiktüten gelten bei viele Händlern als "laufendes Marketinginstrument in der Fußgängerzone"
Der deutsche Mode-Einzelhandel ist in der Frage der Plastiktüte tief gespalten. In der letzten Sitzung hat sich das BTE-Präsidium nun zu einem „Nein“, wenn auch mit Einschränkungen, durchgerungen. Der Fachverband will die vom HDE angedachte Selbstverpflichtung des Handels unterstützen. Ab dem 1. Januar sollen Händler keine Kunststofftragetüten mehr kostenlos abgeben. Die Abgabe gegen eine Gebühr geht in Ordnung - ebenso wie die Ausgabe von Papiertüten, sehr dünnen Tüten (sog. Knotenbeutel) oder Baumwollbeuteln. Mit der Selbstverpflichtung soll verhindert werden, dass der Gesetzgeber auf Druck der EU ein womöglich noch umfangreicheres Verbot (wie in anderen europäischen Ländern bereits geschehen) erlässt. Modefilialisten wie ZARA, COS oder Primark setzen schon lange auf die Papiertüte. KIK und C&A haben diesen Sommer nachgezogen und ebenfalls verkündet, keine Einwegplastiktüten mehr anzubieten. Allein in den KIK-Filialen könnten so jährlich rund 33 Mio. Plastiktüten (entsprechend 500 Tonnen des Kunststoffs Polyethylen) eingespart werden.
Billige Gründe für die Plastiktüte
Nicht jeder Modehändler will allerdings auf die praktischen Plastiktüten verzichten: Papiertüten sind einigen (wie man an den Primark-Tüten sieht) gerade in der regnerischen Jahreszeit zu unbeständig. Gute Papptüten, wie sie der gehobene Modehandel ausgibt, sind margenschwachen Geschäften schlichtweg zu teuer. Gleichzeitig steht der Modehandel vor dem Dilemma, dass man den Kunden bei einem Einkauf im dreistelligen Bereich nicht noch einen 1 Euro für die Tüte abknöpfen will, um einen knitterfreien Zustand nach Hause zu gewährleisten. Zudem ist die Tüte für viele Modehändler eine „laufende Marketingmaßnahme in der Fußgängerzone“. Sowohl bei KiK als auch dem Drogeriemarkt dm, der es dem jeweiligen Markt überlässt, ob er noch Plastiktüten ausgibt, gibt es unter den Kunden eher ein positives Feedback auf den Verzicht von Plastiktüten.
Die EU regelt wie viele Tüten pro Kopf
In Deutschland werden jährlich über 71 Plastiktüten pro Kopf verbraucht. Damit zeigt sich Deutschland im internationalen Vergleich noch relativ verbrauchsarm. Europaweit lag der Durchschnittsverbrauch in 2010 bei 198 Tüten pro Person. Besser wäre allerdings noch weniger Tüten bzw. gar keine Tüten mehr, wie es Umweltverbände fordern. Das Europäische Parlament hat für die Reduzierung zwei Zielwerte ausgebeben: Höchstens 90 Tüten pro Kopf pro Jahr bis 2019 und maximal 40 Tüten pro Kopf bis 2025. Ob diese Werte tatsächlich mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung, wie der HDE sie vorgeschlagen hat, erreicht werden, stellen Kritiker in Frage.
Darum sind Plastiktüten so schädlich
Einwegplastiktüten gelten insbesondere deshalb als umweltunfreundlich, da sie sich nicht von alleine zersetzen und sich lediglich in Einzelteile auflösen, die dann letztlich nicht nur im Grundwasser, sondern auch in Tieren und dem menschlichen Organismus wiedergefunden werden. Problematisch ist dabei insbesondere, dass viele Tüten nur einmal benutzt werden und danach entsorgt werden.
Der BTE appelliert an die Unternehmen des Textileinzelhandels die Selbstverpflichtung einzugehen. Die entsprechenden Formulare werden in Kürze bereit gestellt.
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