5 Minuten
Deeny’s Dozen: Die 12 besten Kollektionen der internationalen Modesaison
Die soeben beendete Laufstegsaison war von einer Rückkehr zu zurückhaltender Eleganz geprägt. Marken und Designer buhlten nach den dunklen Pandemiejahren um neue Fans. Wir haben für Sie die 12 bemerkenswertesten Modestatements der Saison ausgewählt.
Mit über 300 Schauen in den vier internationalen Modehauptstädten war das Programm vom Freitag, 10. Februar bis Dienstag, 7. März so voll wie zuletzt vor der Pandemie. Der 26-tägige Marathon zog einen Schlussstrich unter die Vorstellung, dass Corona einen Paradigmenwechsel hin zu weniger Schauen und Events ausgelöst hatte. Darüber hinaus kehrten in dieser Saison die asiatischen Film- und K-Pop-Stars in Massen nach Paris und Mailand zurück, gefolgt von einem Karawanenzug an Begleitpersonen und Fans.
Vor allem aber war dies eine triumphale Saison mit brillanten Leistungen etablierter Stars, sowie einer ganzen Reihe neuer Talente. Hier folgen in alphabetischer Reihenfolge die zwölf Lieblingskollektionen unseres internationalen Chefredakteurs Godfrey Deeny. Wir präsentieren: Deeny’s Dozen.
Alexander McQueen lieferte unbestritten die beste Tailoring-Anleitung des Jahres. Brillante Silhouetten, bravouröse anatomische Prints und eine kühne Inszenierung in einem riesigen Zylinder hinter Napoleons Grab. Es mag sein, dass Sarah Burton damit nicht allzu viel Neuland betrat, doch schärfte sie ihre Modevision wie kein anderer Designer.
Bottega Venetas Zelebrierung der Faschingskultur war ein wahrer Augenschmaus, eine clevere Überlegung zum Power Dressing und aus technischer Sicht absolut bemerkenswert – von rollenden Wellen bis hin zu klassischen Stoffen aus mikroskopisch verarbeitetem Leder. Zum Höhepunkt tanzten federleichte Kleiderformen über den Laufsteg – Neckholder, Hemdblusenkleider, aufgebauschte und elegante Ballkleider. Alles in allem ein wundervolles modisches Statement von Matthieu Blazy, dem bedeutendsten Kreativdirektor, den die vergangenen fünf Jahre zum Vorschein gebracht haben.
Nicolas di Felice hat sich schon wieder übertroffen. Nachdem er Courrèges geschickt wieder neues Leben einhauchte, brachte er die Marke mit seinem neuen Futurismus noch einen Schritt weiter. Er gestaltete witzige, exzentrische und raffinierte Kokonmäntel, Hoodies und Jacken aus Leder, Latex, Karowollstoff und Kunststoff. Kann eine Garderobe vollständig sein ohne einen Courrèges-Look von di Felice?
Durazzi
An der Durazzi-Show in einer bemerkenswerten Wohnung der rationalistischen Ära waren höchstens 200 Personen zugegen. Dennoch fühlte es sich an, als sei mit Ilenia Durazzi ein Star geboren. Ihre Modelle, die Architektur mit Reitsport-Eleganz verbinden, ließ sie von acht Models präsentieren. Pferdeprints, ösenbesetzte Mäntel, experimentale Filzmäntel und Navajo-Hosen. Daneben hing eine Riehe konzeptueller Pferdedecken über Metallgestellen, während draußen zwei wilde Schimmel im Garten grasten. Elegant, elegisch und inspirierend.
Erdem
Nur wenige Schauen sind sehenswerter als diejenigen von Erdem. Der regierende König der viktorianisch-inspirierten Mode enthüllte im Februar entzückende Entwürfe für Jungfrauen in Not. Eine Kollektion, die der Couture näherkam als alles andere, was in London gezeigt wurde. Dies bestätigt, dass Erdem der wohl bedeutendste Designer ist, den Kanada je hervorgebracht hat.
Khaite
Catherine Holstein von Khaite entwirft Kleider, die nur so vor kluger Kreativität und Erfolg strotzen. Ihre jüngste Show enthüllte sie in ihrem ersten Flagship-Store in Soho, und auch diese Kollektion war umwerfend: Große Statement-Ledermäntel, rockig und elegant, zum Einwickeln, mit sichtbaren Knöpfen, Power-Schultern, kurzum: prachtvoll. Holstein macht ihrem Ruf als angesagteste Designerin der USA alle Ehre.
Loewe
Zweifellos die meistbeachtete Show in Paris. Konzeptuell, cool, clever und mit widerstandsfähigen spanischen Stoffen – besonders vorzüglich Rohleder – ergänzt mit bedruckten Recycling-Kleidern. Nur schon der Rahmen der Show war bemerkenswert: Ein weißer Kasten im Garten des Schlosses von Vincennes, gefüllt mit Konfettiskulpturen von Lara Favaretto. Vor über 100 Jahren wurde hier die berühmte Spionin Mata Hari hingerichtet. Nun wurde Jonathan Anderson am selben Ort zum einflussreichsten Designer der Mode konsekriert.
Max Mara
Max Mara ließ sich für diese neue Kollektion von Voltaires Liebhaberin Emilie du Châtelet inspirieren und vermischte romantische Züge mit außergewöhnlichen Stoffen und elegantem Punk. Kurz und gut, es war Ian Griffiths beste Show für Max Mara. Und sie war der beste modische Ausdruck modernen Luxus‘ in dieser Saison.
Miu Miu
Miuccia Prada lieferte erneut eine großartige und provokative Kollektion für Miu Miu. Rund die Hälfte der Models defilierte in Unterhosen, kombiniert mit den vornehmsten Kleidern – von Kaschmir-Twinsets bis hin zu voluminösen Blazern. Doch das Gefühl wagemutiger Ermächtigung und das fantastische Model-Casting – von Emma Corrin, die in The Crown Prinzessin Diana spielte, bis hin zu Zaya, der 15-jährigen Trans-Tochter von Dwayne Wade und Gabrielle – machten diese Show zum aussagekräftigsten feministischsten Statement der Saison.
Prada
Den lautesten Applaus der vier Städte erhielten Miuccia Prada und Raf Simons für ihre brillante Rückkehr zur bewährten Form bei Prada. Gestützt auf Uniformen – von Kriegsuniformen bis hin zu Krankenschwestern – ergänzt durch Origami-Applikationen und Schuhe, dazu die begehrtesten Veloursleder-Jacken der Saison zeichneten die Designer eine Kollektion am Puls der Zeit.
Proenza Schouler
Eine sehr individualistische Kollektion mit 40 lose zusammenhängenden Looks – deren Schwerpunkt auf elegantem Umfunktionieren lag. Bis hin zu Velours-Tops und Kleidern, die mit Farb-Eiswürfeln eingefärbt wurden. Upcycling-Seide aus dem eigenen Archiv wurde zu wundervoll drapierten Plissee-Kleidern verarbeitet. Von den fantastischen Strickwaren, im 60-Grad-Winkel gestrickt, um elegant abzustehen, bis hin zu den sensationellen Crash-Kleidern mit Metallic-Fäden, die über Krepp-Gaze gelegt wurden, bot diese Kollektion die meisten Hingucker der Saison.
Vivienne Westwood
Dies war sowohl eine Gedenkveranstaltung für die großartige Designerin, die an Weihnachten verstorben ist, als auch eine Runway-Show. Eine emotionale Kollektion, die sich stark an Viviennes DNA inspirierte – Punk, Anglomanie und die prächtige Landschaft Nordenglands. Sie diente auch als triumphierender Beweis, dass ihr Nachfolger und Witwer Andreas Kronthaler das Talent und die Energie hat, die Relevanz und den Einfluss des Hauses Vivienne Westwood auch in Zukunft zu sichern.
Copyright © 2024 FashionNetwork.com Alle Rechte vorbehalten.
