08.11.2013
Deutschland ist Frankreich in China weit voraus
08.11.2013
Die Strategieberatung OC&C Strategy Consultants kommt zum Schluss, dass Frankreich im Vergleich zum benachbarten Deutschland einen bedeutenden Rückstand auf dem chinesischen Markt aufweist. Das Unternehmen verweist dabei auf Unterschiede sowohl auf Ebene der Unternehmensstrukturen als auch in der pragmatischen Ausrichtung der Führungskräfte.

1995 exportierte Deutschland noch Güter im Wert von 9 Milliarden Dollar nach China, in Frankreich waren es 3 Milliarden Dollar. Die Hochrechnung für 2015 ergibt jedoch einen viel tieferen Graben: 86 Milliarden Dollar für Deutschland und 19 Milliarden Dollar für Frankreich. Dieser Rückstand spiegelt sich auch in der Anzahl in China ansässiger Unternehmen wider. Auf 5000 deutsche Unternehmen kommen auf französischer Seite nur 1500 Strukturen.
OC&C ortet den Ursprung dieser Diskrepanz in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen. „Für den Sprung nach China war Deutschland im Bereich Technik und Chemie am besten ausgestattet“, erklärt Frédéric Fessart, Associate Partner des Beratungsunternehmens.
Er weist auch auf einen bedeutenden Unterschied zwischen den professionellen Strukturen der beiden Länder hin: In Deutschland gibt es drei bis vier Mal so viele Zwischenbetriebe wie in Frankreich.
Schließlich spricht OC&C auch von einer unterschiedlichen Geschäftsmentalität. Fessart erklärt: „Deutsche Unternehmer sind pragmatisch. Da, wo es französische Firmen in Exportangelegenheiten an Folgebetreuung mangelt, verfolgen deutsche Unternehmen die Entwicklung mit den chinesischen Auftraggebern aus nächster Nähe. Im Schließen von geschäftlichen Allianzen sind wir Franzosen nicht sehr begabt“.
Frankreich ist also ins Hintertreffen geraten auf einem Markt, dessen Potenzial immens ist. 2012 machte China rund 12,5 Prozent des weltweiten BIP aus, also gleichviel wie sechs Schwellenländer zusammengenommen (Brasilien, Russland, Indien, Mexiko, Indonesien und die Türkei). Laut den Schätzungen von OC&C dürfte das Land von 2012 bis 2018 rund 27,5 Prozent zum nominalen BIP beitragen. Das entspricht der Wirtschaftsleistung der 25 größten Schwellenländer, oder der USA, Südkorea, Deutschland und England zusammen. 89 der 500 größten Unternehmen weltweit stammen zudem aus China.
„China ist ein komplizierter Markt“, so Serge Blanchard, Partner von OC&C. Für ihn ist die Situation Frankreichs jedoch nicht hoffnungslos. „Wir haben in Frankreich Weltmeister, die sich auf dem schwierigsten Markt der Welt wacker schlagen. Und das ist etwas, das generell nicht beachtet wird: Es gibt in China auch französische Unternehmen, die große Erfolgsgeschichten schreiben“.
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