Bruno Joly
05.04.2013
Die Chic : Chinas Modemarkt verändert sich
Bruno Joly
05.04.2013
Wie geht es der chinesischen Wirtschaft? Gut, bei einer Steigerung von fast 8% des B.I.P. im Jahr 2012. Das macht die Europäer neidisch und die Chinesen nachdenklich, lag doch der Wachstum vor 5 Jahren noch bei 15%. Auf der Messe Chic, die vom 26. bis 29. März in Peking stattfand, stellten die Aussteller ein verändertes Konsumverhalten der Chinesen fest. Für Bin Xu von Shangtex ist der „rationelle“ Verbraucher in China angekommen, auch wenn es noch einige Zeit brauchen wird bis sich dieser Konsumententypus in ganz China durchgesetzt haben wird.
„Chinas Markt beginnt schwieriger zu werden. Im Vergleich zu Europa geht es uns natürlich gut, aber die Situation ist schon anders als noch vor fünf Jahren“, fassen einige Aussteller zusammen. Und zwar aus gutem Grund, die Konkurrenz zu den europäischen Marken, die sich nun auch im Inneren des Landes entwickeln, ist härter geworden und die chinesischen Unternehmen, die es gewohnt waren zu exportieren und zuzuliefern, konzentrieren sich nun auf den Heimatmarkt. „Man darf nicht vergessen, dass unsere Wirtschaft von den USA und Europa abhängt. Die Hersteller haben auch das Bedürfnis ihre eigenen Marken zu entwickeln“, beobachtet Cathy Kong, Generaldirektorin der traditionellen chinesischen Hemdmarke Tiantan.
Und diese Situation wirkt sich auch auf die offiziellen Besucherzahlen der Messe aus. Die Organisatoren zählten etwa 100.000 Besucher, 10% weniger als im vorangegangenen Jahr. Auf der Pressekonferenz, die traditionell am dritten Tag der Messe stattfindet, sprach Chen Dapeng, Vizepräsident der China National Garment Association, die die Chic mitorganisiert, von einem milden Rückgang der Besucherzahlen: „Der wirtschaftliche Wachstum insgesamt ist weniger stark. Der unserer Branche, die Mode, bleibt zweistellig“, so Dapeng.
„Wir sind zum dritten Mal dabei. Das Publikum und die Messe sind professioneller geworden. Dafür sind die Einkäufer von Boutiquen hier eine Minderheit. Die Messe richtet sich mehr zum Retail aus, als zum Wholesale“, fasst Sabine Kreft von Gerry Weber zusammen.
Dennoch, der Vertrieb in China verändert sich langsam. Die Chinesen beobachten in den großen Städten im Angesicht der mächtigen Malls und Kaufhäuser das Auftauchen von sogenannten „buyers shops“, vergleichbar mit unseren Multimarken. „Das beginnt langsam, aber man darf nicht vergessen, dass die Chinesen immer noch sehr klassisch denken und wenig Vertrauen in ihre eigene Zusammenstellung von Kleidung haben“, erklärt ein chinesischer Männermodehersteller. Die Bemühungen der Chic besondere Räume für z.B. die Maßanfertigung von Herrenkleidung oder eine extra Jeanshalle zu schaffen, wurden deshalb auch von den betroffenen Ausstellern gelobt.
Die Organisatoren der Messe warten mit Ungeduld auf die nächste Ausgabe. Bis dahin wird auch die E-Chic voll einsatzbereit sein, die während der Messe angekündigt und präsentiert wurde. Kurz zusammengefasst: Ein Avatar wird durch die Gänge laufen, die Stände besichtigen und auf die Kollektionen zoomen.
Gleichzeitig scheinen die Organisatoren über eine zweite Ausgabe der Chic nachzudenken. Und die Chic Young Blood, die sich seit Herbst 2011 der jungen Mode verschrieben hat, sucht noch nach seiner Ausrichtung für kommenden Oktober. Dazu muss man sagen, dass es dem Metier in China nicht an der Shanghaier Konkurrenz und an regionalen Messen fehlt.
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