Die europäische Textilindustrie sorgt sich um steigende Energiepreise
Während die Strom- und Gaspreise in ganz Europa explosionsartig ansteigen, zeigen sich die Vertreter der Textil- und Bekleidungsbranche besorgt über die unumgänglichen Auswirkungen dieses Preisanstiegs auf ihre Geschäftstätigkeit. Der Branchenverband Euratex ruft heute die EU-Länder dazu auf, die Branche in dieser kritischen Zeit zu unterstützen, in der sie hohe Investitionen tätigen muss, um die Energiewende zu finanzieren. Die von der französischen Regierung angekündigten Hilfen wurden vom Textilindustrieverband UIT (Union des Industries Textiles) begrüßt. Zugleich verweist der UIT jedoch auch auf die Grenzen der ergriffenen Maßnahmen.
"Gegenwärtig sind die europäischen Textil- und Bekleidungsunternehmen mit einem dramatischen Anstieg der Energie und CO2-Preise (direkt und indirekt) konfrontiert", erklärt Euratex. "Die Energiekosten haben sich in den vergangenen Monaten verdreifacht oder vervierfacht. Dieser Anstieg kann aufgrund der starken Konkurrenz unmöglich an die Kunden weitergegeben werden. Darüber hinaus müssen die europäischen Textil- und Bekleidungsunternehmen gleichzeitig mehrere bedeutende Herausforderungen angehen, so die Umstellung auf eine zirkuläre Wirtschaft, Digitalisierung, Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes, Rückverfolgbarkeit, Sorgfaltspflicht usw.".
"Da die europäische Textilbranche stark auf den Export ausgerichtet ist, ist es entscheidend, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit verteidigen kann", bemerkt der Verband weiter. Auch die steigenden Gaspreise bereiten Euratex Sorgen. "Die Unternehmen werden nur dann in der Lage sein, die zur Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes und für die Kreislaufwirtschaft/Nachhaltigkeit erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, wenn die Rahmenbedingungen dies ermöglichen".
Als Dachverband der europäischen Textil- und Bekleidungsbranche liefert Euratex der Europäischen Kommission deshalb eine Liste mit zehn Zielsetzungen, die für die Energiewende in der Branche erfüllt sein müssen. Dazu zählen zunächst die Bereitstellung einer sicheren grünen Energie zu international wettbewerbsfähigen Preisen. Diese Preise müssen für Euratex von der EU oder den Mitgliedstaaten bestimmt werden. Angesichts der Konkurrenz aus Ländern, die weniger ehrgeizige Emissionsziele verfolgen, fordert der Verband auch einen Schutz der Unternehmen vor "Verlagerungseffekten" (d. h. der Gefahr einer Verlagerung der Produktion in Länder, deren CO2-Anforderungen weniger hoch sind).
Euratex fordert darüber hinaus spezifische Maßnahmen für KMU, die weniger Einfluss auf ihre Emissionen nehmen können. Auch wird verlangt, dass die staatlichen Ausgleichszahlungen für die starke Energiebesteuerung nicht mehr als Subventionen erachtet werden. Und schließlich will der Verband angesichts der jüngsten von der Textilbranche verlangten Modernisierungsinvestitionen, dass die Umsetzung von zusätzlichen Maßnahmen unter Berücksichtigung der Investitionszyklen erfolgt. "Die Proportionalität der Kosten muss berücksichtigt werden, ohne die Wettbewerbsposition zu schwächen, sei es im Binnenmarkt oder gegenüber von Konkurrenten außerhalb der EU".
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