Die Mulliez-Familie verabschiedet sich vom Modelabel Orsay - gesamtes Filialnetz wird aufgelöst
Im Jahr 2020 verkaufte die französische Mulliez-Familie bereits ihre Tochtermarke Phildar, aktuell sucht sie einen Käufer für die Modekette Pimkie. Nun hat sie ihr umfangreiches Portfolio um eine weitere Modemarke bereinigt. Es handelt sich um die deutsche Marke Orsay. Diese sei "nicht mehr Teil von AFM (Association Familiale Mulliez)", wie uns ein Sprecher bestätigt.
Im April haben die französischen Aktionäre den Markennamen und einige Aktiven an Gordon Brothers veräußert. Die auf die Restrukturierung von Unternehmen spezialisierte amerikanische Investmentgesellschaft verfügt bereits über weitere Textilmarken. 2020 übernahm sie beispielsweise die britische Marke Laura Ashley, als diese infolge der Coronakrise insolvent wurde. Gordon Brothers beriet darüber hinaus das Label American Apparel vor einigen Jahren beim Verkauf seiner Läden und gewährte 2020 dem amerikanischen Modelabel Brooks Brothers einen Kredit in Höhe von 32 Millionen US-Dollar.
Bei Orsay wurde im November 2021 ein Insolvenzverfahren eingeleitet, als das deutsche Unternehmen angesichts der finanziellen Schwierigkeiten eine Schutzschirm-Insolvenz startete. Orsay verfügt über ein umfangreiches Ladennetzwerk mit 650 Verkaufsstellen, 200 davon in Deutschland und 130 in Polen. Dieses fand jedoch keinen Käufer.
Das Netzwerk wird deshalb aufgelöst. Die definitive Schließung der Läden erfolgt bis zum 30. Juni 2022. Es laufen noch Verhandlungen über die mögliche Übernahme der osteuropäischen Filialen und einzelner Verkaufsstellen, doch handelt es sich dabei um eine kleine Anzahl Läden.
Mit der Veräußerung fallen somit zahlreiche Stellen weg, doch die genaue Anzahl wurde von der Geschäftsleitung noch nicht bekanntgegeben. Aktuell arbeiten rund 2500 Personen für Orsay, die überwiegende Mehrheit davon wurde über ihre Entlassung unterrichtet.
"Orsay litt stark unter der Gesundheitskrise, stärker noch als die französischen Marken: Die staatliche Unterstützung war während der Pandemie in Deutschland weniger stark", erläutert ein Sprecher.
Das 1975 gegründete Unternehmen fokussierte auf das mittlere Marktsegment und war eine bedeutende Modemarke in Deutschland, Mittel- und Osteuropa. In den Neunzigerjahren versuchte sie, in Frankreich Fuß zu fassen, zog sich 2006 jedoch wieder zurück.
Es stellt sich die Frage, ob Gordon Brothers die Marke ohne ihr Netzwerk weiter pflegen wird. Bei Laura Ashley wagte das Unternehmen den Relaunch 2021 mit einer neuen Kollektion, die online und im physischen Netzwerk der britischen Kaufhauskette Next vertrieben wird.
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