DPA
28.04.2009
Escada-Chef Sälzer kämpft gegen die Insolvenz
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28.04.2009
Die Aktionäre sorgen sich um das Ende einer Weltmarke. «Vielleicht ist es die letzte Hauptversammlung dieses einst wunderbaren Unternehmens», sagte Verena Brendel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
Gegründet vor 30 Jahren war Escada in den 80er Jahren die bekannteste Damenmodemarke der Welt. Durch hausgemachte Probleme steckt das Unternehmen aber seit Jahren in Schwierigkeiten. Den Insolvenzantrag kann Escada jetzt nur noch abwenden, wenn so schnell wie möglich frisches Kapital in die Kasse kommt. Sälzer warb bei Aktionären und Banken eindringlich um Unterstützung für ein eilig geschnürtes Finanzpaket, das bis zum Sommer stehen muss. «Diese Restrukturierung muss gelingen, damit unsere Gesellschaft überlebt.» Im Kern besteht das Paket aus einer Kapitalerhöhung, der Neuverhandlung einer Anleihe und langfristiger Finanzzusagen der Banken.
Ob das mehrstufige Konstrukt gelingt, ist aus Sicht von Aktionären aber fraglich. Zwar hat die Tchibo-Familie Herz als Großaktionär eine Beteiligung von bis zu 20 Millionen Euro an einer Kapitalerhöhung von 30 Millionen Euro in Aussicht gestellt. «Aber wo sollen die restlichen 10 Millionen herkommen?», fragte Brendel. Der russische Multimillionär Rustam Aksenenko, der rund 20 Prozent der Anteile hält, ließ noch immer offen, ob auch er mitzieht oder sich nach dem jahrelangen Trauerspiel mit seinen Escada-Aktien doch noch für ein Ende mit Schrecken entscheidet.
Und selbst wenn die Kapitalerhöhung in vollem Umfang gelingt, würde Escada damit nur seine kurzfristigen Probleme lösen. Langfristig ist das Unternehmen auf die Unterstützung der Banken angewiesen. Außerdem sollen die Gläubiger einer Anleihe mit einem Volumen von nominal 200 Millionen Euro zum Teil auf die Rückzahlung verzichten und damit ihren Beitrag zur Sanierung leisten. «Unsere Gesellschaft geht am Stock», warnte Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Eine Alternative zu dem Rettungspaket gebe es nicht. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr häufte Escada mit seinen weltweit rund 4000 Beschäftigten einen Verlust von 70 Millionen Euro an, der Umsatz sank um 15 Prozent auf 582 Millionen Euro.
Für die Notlage kann Escada anders als viele andere Unternehmen nicht die Finanzkrise verantwortlich machen. «Die Wurzeln der Misere gehen tief», sagte Öfele. Selbst als die Luxusbranche weltweit boomte und das Geld der Millionäre in Moskau, New York oder Peking locker saß, ging der Kaufrausch an Escada vorbei. Nicht die hohen Preise schreckten die Kundinnen, sondern die Kollektionen trafen einfach nicht ihren Geschmack. Zwar ließ sich das US-Model Christy Turlington oder Tom Cruise-Gattin Katie Holmes von Escada einkleiden, weniger berühmte Kundinnen wählten aber die Modelle der Konkurrenz.
Sälzer, der schon bei Hugo Boss Erfolge feierte und seit dem vergangenen Jahr an der Escada-Spitze steht, will die früheren Kundinnen zurückholen. «Es ist das blödeste was passieren kann, wenn man bisherige Kundinnen verliert», sagte er. Er bekomme seitenlange Briefe von Frauen, die gerne wieder Escada kaufen würden. Als wichtiges Ziel sieht er deshalb nach dem Stilmix der vergangenen Jahre eine klare Ausrichtung der Mode an. «Farbe, Glamour, Passform», lautet seine Devise. Damit diese Formel aufgeht, braucht er aber erstmal Geld.
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