Farfetch: Kurseinbruch nach Ankündigung bedeutender Investitionen
Der Farfetch-Kurs ist seit vergangener Woche um mehr als 25 Prozent eingebrochen, die Aktien des Luxus-Onlinehändlers wurden für USD 5,70 gehandelt, ein Tiefstand für das Unternehmen. Anfang des vergangenen Jahres war eine Aktie noch über USD 70 wert. Der Grund dafür ist im jüngsten Kapitalmarkttag zu orten, den Farfetch am Donnerstag organisierte. Die Kosten der ehrgeizigen Pläne scheinen bei Anlegern auf Missfallen zu stoßen.
Das Unternehmen will für wachstumsorientierte Partnerschaften mit Branchengrößen wie Richemont rund USD 170 Millionen aufwenden. Da die Börse generell einen sofortigen Profit bevorzugt, ist der Kurseinbruch kaum überraschend.
Doch enthielt die Präsentation darüber hinaus auch gute Neuigkeiten, mit einer erwarteten Rückkehr auf den Wachstumspfad im kommenden Jahr, nach einem Umsatzrückgang im dritten Quartal. Der Bruttowarenwert (GMV) könnte derweil bis Ende des nächsten Jahres um 22 Prozent auf fast USD 5 Milliarden ansteigen, bis 2025 wird eine Verdoppelung prognostiziert. Dies ungeachtet des erwarteten Rückgangs um fast 7 Prozent im laufenden Jahr.
Rund USD 500 Millionen des GMV werden 2023 voraussichtlich von der Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen beigesteuert. So übernimmt Farfetch fast 50 Prozent an Yoox Net-A-Porter (Richemont) und arbeitet mit verschiedenen Händlern und Marken an der Stärkung ihrer Webstores. Dazu zählen Bergdorf Goodman, Harrods, Thom Browne und Ferragamo.
Andreas Efstathiou, CIO von Harrods, erklärte: "Farfetch ist ein starker Partner. Wir haben sie aufgrund ihrer "Software as a Service"-Plattform ausgewählt, die uns die Möglichkeit gibt, unser Front End mit FPS zu stärken, und von der komplizierten internen Verwaltung zahlreicher Verkäufer wegzukommen, was sich für Harrods wirtschaftlich rechnete. Ihre Erfahrung in der Luxusbranche und ihre Bereitschaft, die Plattform für Multikategorien reifen zu lassen, war für unsere Partnerschaft zentral".
Farfetch erwähnte die französischen Marke Ami, die die Platform Solutions des Unternehmens nutzt. Das Label habe eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 58 Prozent beim Umsatz erzielt, 44 Prozent der Umsätze stammen von nicht-europäischen Marken. Zu Beginn der Partnerschaft lag dieser Wert bei 27 Prozent, und der Versand wurde von anfänglich 25 auf 190 Standorte erweitert.
Zusätzlich zur Übernahme von YNAP profitiert Farfetch im Rahmen der Zusammenarbeit mit Richemont davon, dass die Konzernmarken den Marketplace von Farfetch verwenden. Dadurch stärken sie das Markenangebot des Onlinehändlers und insbesondere seine Stellung im Bereich Hard Luxury. Dies sei, so Chief Marketplace Officer Edward Sabbagh eine "gewaltige Chance".
Die Zusammenarbeit ermöglicht es den Richemont-Marken Cartier, Van Cleef & Arpels und Buccellati, ihre Position zu stärken, denn Schmuck stellt für die Gruppe der besonders kaufkräftigen Online-Shopper seit mehreren Jahren eine Schlüsselkategorie dar.
Die Integration aller Richemont-Marken dürfte mehrere Jahre beanspruchen, doch verspricht sie für die Zukunft eine bedeutende Geschäftstätigkeit, die den prognostizierten sprunghaften Anstieg auf einen GMV von USD 10 Milliarden bis 2025 rechtfertigt.
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