
Dominique Muret
25.06.2014
Fashion Week in Mailand: Männermode zwischen Komfort und Eleganz

Dominique Muret
25.06.2014
Die Mailänder Fashion Week (21. bis 24. Juni) hat den Vorhang für eine Mode, die keine großen Überraschungen bietet, gehoben. Die Garderobe für den Sommer 2015 erneuert den männlichen Kleiderschrank, sie bleibt jedoch den traditionellen Codes der Männermode verbunden. Die Einkäufer scheinen Mailand übrigens früher als erwartet verlassen zu haben. Mancher Rang wurde nicht voll besetzt und die Cocktailabende und Partys dieser vier eher ereignislosen Tage werden nicht in Erinnerung bleiben.

Trotz einiger bunter Farbspritzer und deutlicher Inspiration aus dem Sport dominiert vor allem ein nüchterner Touch die aktuellen Kollektionen. Bei manchen Defilees bekam man fast winterliche Gefühle: Dunkle Farben, Mäntel und dicke Pullover bei Prada, Ermenegildo Zegna, Fendi. Diesel Black Gold manifestierte seine Vorliebe für Samt und Salvatore Ferragamo entschied sich für Herbsttöne.
Die rebellische Rock’n’Roll-Seite der vergangenen Saisons drückt sich in den aktuellen Kollektionen durch eine sehr dunkle Farbwahl aus. Wieder sind schwarze Lederjacken, teils mit weißen Stickereien wie bei Diesel Black Gold und John Richmond, ein unumgängliches Stück im Standardrepertoire der Männer für den Sommer 2015.
Hosen kommen oft als Bermudas daher, Jacken, Parkas und Mäntel hingegen fallen eher strikt aus und werden mit ultraleichten Strickwaren oder sogar mit freiem Oberkörper getragen. Leichte Pullis oder Strickjacken sind nicht zu vergessen, wohingegen Hemden weniger wichtig werden. Regenjacken und –hosen (teils auch über nackten Beinen) sind omnipräsent. Jeans wird wieder klassisch und im authentischen Indigoblau und Stil der 70er Jahre von Prada, Andrea Pompilio, Dsquared2 oder Frankie Morello dargeboten.
Die Mailänder Schneider scheinen zwischen Tradition und Innovation, Eleganz und Praktikabilität auf der Suche nach sich selbst zu sein. Für den Mann bedeutet dies im nächsten Sommer vor allem eine gewisse Normalität ohne Exzesse. Er zieht sich gut an, mit schönen Schnitten in ausgewählten, angenehmen Stoffen. Eleganz strahlt er in weißen Anzügen (Etro, Corneliani, Costume national, John Varvatos, Neil Barrett, Versace) aus. Punkte und ihre Retro-Anleihen kommen wieder, vor allem bei Ermanno Scervino und Dolce & Gabbana. <<<6>>>

Marineblau ersetzt Schwarz und der Royal-Navy-Stil inspiriert mehr als einen Designer. Für Gucci entwirft Frida Giannini weiße Jacken mit blauer Spitze an den Ärmeln oder Epauletten und metallischen Knöpfe, ähnlich wie Philipp Plein, der zu den Epauletten Wappen auf den Taschen kombiniert. Der Marinepulli wird im Sommer 2015 ein Paradestück, ob klassich oder neu interpretiert (Ermenegildo Zegna, Ermanno Scervino).
„Ich habe nichts wirklich Neues gesehen. Um dem Klassischen zu entkommen, haben sich die Designer für einige grellfarbene Stücke entschieden und konzentrieren sich mit aggressiven Sandalen und Sneakern auf Schuhe. Die wahre Innovation findet in dieser Saison an den Füßen statt“, so analysiert Cesare Tadolini, der zwei Stores in Modena betreibt. „Alles bleibt recht gemäßigt. Wir erwarten immer große Neuheiten, die jedoch leider nie kommen. Wir hätten gerne ein paar trendigere und weniger zeitlose Stücke, um den Kunden zu stimulieren.“
Sandalen mit Lederriemen oder dicken Sohlen und extra-breiten Bändern sowie Badelatschen sind das Must der nächsten Saison. Sportliche Schuhe lösen definitiv die Mokassins ab. Der Fokus auf informelle Schuhe verleiht dem männlichen Look Leichtigkeit. Generell macht sich eine gewisse Relaxtheit breit – wichtig ist, dass die Kleidung komfortabel und funktional ist.

Insofern ähneln Jacken schon mal einem Morgenrock und Jogginghosen haben in grauem Jersey oder mit großen Aufdrucken und teils sogar doppeltem Streifen entlang des Beins ihren Auftritt bei Ermano Scervino, Etro, John Richmond, Zegna oder Philipp Plein. Funktional auch die Telefonkappe bei Fendi und Dirk Bikkembergs sowie Taschen, deren Riemen quer über die Brust getragen werden.
Hybridstück werden Teil der Normalität. Dabei geht es nicht mehr darum, lediglich die Stoffe zu kombinieren, sondern ein halb-formales, halb-sportliches Kleidungsstück zu kreieren. Anzugärmel kann man bei Moncler Gamme Bleu mithilfe eines Reißverschlusses abnehmen, Tunnelzüge sind sehr präsent, ein klassisches Hemd von Antonio Marras wird links herum getragen zur Windjacke…
Ganz allgemein lassen sich die Mailänder Designer vom Sport inspirieren. Versace und Roberto Cavalli greifen nach dem Feeling von Miami Beach, Missoni guckt bei Surfern ab, Moncler Gamme Bleue macht auf Boxen, Dirk Bikkembergs sucht beim Triathlon Inspiration, Dolce & Gabbana geht zum Stierkampf und Antonio Marras zum Fußball. Manche Defilees finden direkt am Pool, Boxring oder auf Spielfeldern statt.
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