Fendi Couture: Kim Jones macht alles richtig
Kim Jones scheint nach drei Kollektionen die richtige Mischung gefunden zu haben. Mit der Fendi-Show für die Herbst-/Wintersaison 2021 entfaltete der britische Kreativdirektor eine prägnante und raffinierte Vision des römischen Modehauses mit viel gutem Geschmack.
Der Eröffnungslook war schlicht fabelhaft: Eine strahlende Schönheit mit Chignon erschien unter einem Bogen in einem präzis geschnittenen Gehrock mit hochgeschlagenem Kragen aus Jacquard in verschiedenen Weißtönen – Kreideweiß, Naturweiß und reines Weiß.
Mit geballter Markenkraft organisierte Jones das Video in einem nachgebildeten Fendi-Hauptquartier – dem Palazzo della Civiltà Italiana. Ein reiner, ikonischer Ausdruck rationalistischer Architektur.
Das Model entdeckt einen hübschen Lothario durch ein schmales Archiv hindurch, der eine Nehru-Jacke mit Blumenprint trug. Derselbe Stoff war am darauffolgenden Model in Form eines Rüschenkleids zu sehen.

Auf dem Soundtrack spielte Max Richters Chorgesang 'Arbenita', und sorgte für eine erhabene Stimmung. Die aus zahlreichen Ländern stammenden Models defilierten vor metaphysischen Gemälden. Sie trugen Unmengen von schicken Accessoires – von Clutches mit falschen Marmoreinsätzen bis hin zu Amphoren-Ohrringen mit Doppel-F-Logo.
Stellenweise schien die Show zu stark abzudriften, doch fand sie schnell wieder auf den richtigen Weg. Besonders schön wirkte eine Komposition mit vier Models in Guipure-Kleidern, die so intensiv und kunstvoll zusammengefügt wurden, dass sie wie eine fantasievolle Renaissance-Rüstung wirkten.
Wie bei seinem Couture-Debüt, in dem mehrere ältere Models mit ihren Töchtern defilierten, sandte Jones auch hier erfahrene Catwalk-Stars über den Laufsteg – Christy Turlington in einem raffinierten schmalen Spitzenkleid und Amber Valetta in einem großartigen Schleppenkleid mit Marmoreffekt.

Dann zoomte die Kamera auf Kate Moss ein, als erste in einer Reihe von Zwischenschnitten von Models, die aussahen wie standbildhafte römische Herrscherinnen, während im Hintergrund eine De Chirico-ähnliche moderne Ewige Stadt erschien.
Ironischerweise machte die Marke ihren Hauptsitz mit den zahlreichen Bögen und Wölbungen zu einem Schlüsselelement ihres globalen Images, obwohl sie die Räumlichkeiten nur mietet. Kim gab die Bögen sogar als Absatz in großartigen Wedges wieder.
Obwohl Jones Hauptfokus der Womenswear gilt, gab es in der Show auch zahlreiche Ideen für Herren zu sehen. Diese fühlten sich an wie eine Antwort auf die Anerkennung, die Silvia Fendi im Juni für ihre Herrenkollektion zukam. Silvias Video war von ihrem Schwiegersohn im richtigen Palazzo gedreht worden.

Kurzum – nach der Couture- und dann der Ready-to-Wear-Show, mit der Kim keine Bäume ausgerissen hat, gelang es ihm in dieser Woche, ein ganz besonderes Video zu zeigen. An der Pariser Couture-Woche enthüllt, doch in Rom angedacht. Vielleicht nicht gerade ein Home Run, aber sicher eine beeindruckende Leistung.
Ganz offensichtlich hat der erfolgreiche Dior-Mensweardesigner Jones das Zeug, auch die Damen-Couture-Kollektion zu meistern.
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