Fendi zeigt bezaubernde Stoffe im Forum Romanum
Am Donnerstagabend zelebrierte Fendi seine römischen Wurzeln in einem antiken Tempel. Die Kollektion orientierte sich stark an den Steinen und Mosaiken, auf denen die gut beschuhten Gäste des Hauses standen.

Von mit Intarsienmustern gezierten Nerzmänteln, die sich an kunstvollen römischen Marmor- und Porphyr-Böden inspirierten bis hin zu atemberaubenden Kaschmirumhängen mit marmorähnlichen Prints griff jeder zweite Look die Baumaterialien des antiken Tempels auf.
Doch handelte es sich dabei um hochmoderne Stoffe. Der brillante Wickelmantel, der die gusseisernen Kreuzmuster von Renaissance-Fenstern nachahmte, war in Wirklichkeit aus einem komplizierten Bastgewebe gefertigt, das mit winzigen Nerzfellstreifen belegt war.
Rund 600 Gäste versammelten sich im größten Tempel des antiken Roms, dem Tempel der Venus und der Roma. Ein Teil des Doppeltempels ist der Stammmutter des römischen Volkes geweiht, der Venus. Fendi richtete ein aufwändiges Set ein und imitierte darin den Tuffstein von rationalistischen Gebäuden aus den 1930er-Jahren. In diesem Stil ist auch der Hauptsitz des Unternehmens, der Palazzo delle Civiltà, erbaut.

Die ersten Models marschierten vor der Kulisse des Kolosseums in Richtung Set, unter den wachsamen Augen des Publikums, zu dem auch Catherine Zeta-Jones, Susan Sarandon, Zendaya zählten. Auch eine Handvoll nobler Schönheiten aus der Region – die sogenannte schwarze Aristokratie – war anwesend. Um in diesen exklusiven Kreis aufgenommen zu werden, muss man in der Familiengenealogie mindestens einen Papst und einen Heiligen aufweisen können.
Für das Modehaus handelte es sich um die erste Couture-Show seit dem Tod von Karl Lagerfeld im Februar. Er schien in der Kollektion dennoch sehr präsent. Nicht zuletzt in den gewagten technischen Ansätzen, unter anderem im zweiten Look – einem höchst geschmeidigen Intarsiennerz, der aussah, als stamme er von der Rückseite der Medici-Kapelle.
Fendi-Chef Serge Brunschwig hatte den Veranstaltungsort erstmals im September besucht und erst nach Karl Lagerfelds begeistertem Votum grünes Licht für das Projekt gegeben.
Vom Cast bis hin zur Musik schien die gesamte Veranstaltung im Einklang mit Karl Lagerfelds Vermächtnis zu stehen und an dieses anzuknüpfen. Der Soundtrack wurde von Karl Lagerfelds langjährigem Soundarchitekten Michel Gaubert gewählt. Darin vermischte die Technosängerin Caterina Barbieri aus Bologna futuristische Technobeats mit primitiven Knurrgeräuschen und fast gregorianischen Gesängen.

Die Kollektion berücksichtigte auch ein weiteres wichtiges Vermächtnis von Karl Lagerfeld – Die Leichtigkeit. Diese fand Ausdruck in mehreren bemerkenswerten und hauchzarten Kleidern und einem umwerfenden mehrschichtigen, halbtransparenten Organza-Kleid, getragen von einem dunkelhäutigen Model mit Mireille Darc-Perrücke.
"Wir wollen Sie bei jedem Besuch bei Fendi verblüffen … Hier geht es um den Kontrast zwischen Vergangenheit und Zukunft. Wenn der Marmor zu einem geschmeidigen Stoff wird", so Kreativdirektorin Silvia Venturini Fendi. Sie ergänzte, dass im heutigen Zeitalter der Nachhaltigkeit verschiedene Pelze wiederverwendet wurden.
Nach der Show wanderten die Gäste gemächlich die Wege des alten Roms hinauf, am Titusbogen vorbei, der über das Haus der vestalischen Jungfrauen herunterblickte, bis hin zur Vigna Barberini, einer hochgelegenen Esplanade, die für riesige Feste und Feiern über der ewigen Stadt eingerichtete worden waren. Ein auf dem Palatin errichteter Platz, der jahrhundertelang römische Kaiser beherbergte.
Die Essenz von Fendi wurde vor den Gästen enthüllt, bevor sie unter freiem Himmel Peicatoris Mare Nostrum - Fisch aus 'unserem Meer', also dem Mittelmeer, kosteten.
Für Fendi kam die Veranstaltung einer Show in Casa Nostrum – zu Hause – gleich. In der Wiege der westlichen Zivilisation denkt das Label seine Wurzeln neu, und schafft daraus eine verblüffende Gegenwart.
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