Reuters
Aline Bonnefoy
18.12.2019
Film zeigt Bekleidungsarbeiterinnen als treibende Kraft hinter dem Wandel in Bangladesch
Reuters
Aline Bonnefoy
18.12.2019
Ein neuer Film gewährt Einblick in das Leben von Bekleidungsarbeitern und räumt mit Stereotypen über Frauen auf. Diese werden als treibende Kraft der Wirtschaft und im Kampf um mehr Gerechtigkeit in Fabriken gezeigt.
“Made in Bangladesh” beruht auf dem Leben der Bekleidungsarbeiterin Daliya Akter, die einer in ihrer Kindheit geplanten Hochzeit entkam und Anführerin einer Gewerkschaft wurde, die sich in der Hauptstadt Dhaka für die Rechte von Fabrikarbeitern einsetzt.
Die Geschichte von Daliya Akter und wie sie trotz ihres besorgten Ehemannes und ungeachtet der Drohungen ihrer Vorgesetzten für faire Gehaltsbedingungen für ihre Mitarbeiter einsetzt, ist ein seltenes Zeugnis des Triumphs einer Frau im konservativen Bangladesch. Das Land ist der zweitgrößte Exporteur von Bekleidungserzeugnissen weltweit.
Fast 80 Prozent der knapp 4 Millionen Bekleidungsarbeiter in Bangladesch, die für Unternehmen wie H&M und NEXT arbeiten, sind Frauen, die für Kleinstlöhne lange Arbeitstage auf sich nehmen. Doch die Klischeevorstellungen von Frauen als passive und wehrlose Arbeiterinnen halten sich weiter hartnäckig.
"Es gibt eine allgemeine Vorstellung wonach Bekleidungsarbeiterinnen stets unterdrückt werden. Aber während ich an diesem Film arbeitete, wurde mir bewusst, dass diese Frauen kräftig zurückschlagen und um ihre Rechte kämpfen", erklärte die Regisseurin Rubaiyat Hossain. "Diesen Arbeiterinnen … muss Gehör verschafft werden. Wir haben es ihnen zu verdanken, dass unsere Wirtschaft sich erholt und dafür verdienen sie Anerkennung".
Die Bekleidungsindustrie in Bangladesch geriet nach dem Zusammenbruch des Rana Plaza-Fabrikgebäudes vor über sechs Jahren unter Druck, die Arbeitsbedingungen und die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter zu verbessern. In der Rana Plaza-Katastrophe kamen 1136 Menschen ums Leben.
NIEDERE LÖHNE
Nach der Katastrophe wurden die Betriebskontrollen in Bangladesch verschärft und Dutzende Fabriken mussten aufgrund von Sicherheitsbedenken schließen. Außerdem setzte die Regierung verschiedene Reformen im Arbeitsmarkt um.
Doch bilden niedere Löhne und die sinkende Anzahl Gewerkschaftsvertreterinnen weiterhin große Herausforderungen.
‘Made in Bangladesh’ wurde am 6. Dezember in den USA uraufgeführt. Die von der Schauspielerin Rikita Shimu gespielte Gewerkschafterin Daliya Akter sagte dazu, sie hoffe, dass der Film bei seiner Einführung in Bangladesch im kommenden Jahr Bekleidungsarbeitern den Mut geben wird, für ihre Rechte einzustehen.
"Es gibt heute deutlich mehr Gewerkschaften als 2013, aber es gibt immer noch Arbeiter, die sich davor fürchten, diese Missstände anzusprechen und der Film könnte ihnen helfen", so Daliya Akter.
Die Verfechterin der Rechte der Bekleidungsarbeiter begann ihre Zusammenarbeit mit der Regisseurin Rubaiyat Hossain im Jahr 2016, nachdem ihr Arbeitgeber die Fabrik, in der sie arbeitete, aufgrund von Vertragskündigungen internationaler Kunden schließen musste.
Später schloss sie sich den Tausenden von Arbeitern an, die auf der Suche nach Arbeit jedes Jahr von Bangladesch in den Nahen Osten pilgern. 2018 legte sie im jordanischen Hafen von Akaba an und wurde als Maschinenführerin in einer Fabrik eingestellt, die Hosen und Röcke herstellt.
Wenige Monate später musste sie krankheitsbedingt nach Bangladesch zurückkehren. Trotz dieser Prüfungen setzt sie sich weiter für die Rechte der Arbeiterinnen und Arbeiter ein. "Ich weiß nicht, wie lange ich leben werde, aber ich weiß, dass ich bis zum letzten Atemzug für die Rechte der Arbeitnehmer kämpfen werde".
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