DPA
11.09.2015
Flaute bei Gerry Weber hält an: Gewinneinbruch im dritten Quartal
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11.09.2015
Gerry Weber guckt weiter in die Röhre. Das Unternehmen, das seit geraumer Zeit versucht, bei jüngeren Kunden zu punkten und den veränderten Kaufgewohnheiten der Verbraucher Rechnung zu tragen, meldete am Freitag für das dritte Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang.
Nach gut 10 Mio. Euro im Vorjahr schmolz der Überschuss auf gerade noch 0,3 Mio. Euro, was erheblich weniger war als Analysten im Schnitt erwartet hatten.
Der Umsatz stieg nur dank der übernommenen Kette Hallhuber, ansonsten schauten sich die Kunden lieber bei der Konkurrenz um. Die Hoffnungen des Unternehmens, das noch in diesem Monat vom MDax in den SDax absteigt, ruhen nun auf einem gut laufenden Herbst-Geschäft.
Die Aktie knickte am Vormittag um beinahe 8 Prozent ein. Die Zahlen für das dritte Quartal bezeichnete DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm als enttäuschend. Um die selbst gesteckten Ergebnisziele für das Geschäftsjahr 2014/15 (Ende Oktober) erreichen zu können, benötige das Unternehmen nun einen sehr guten Geschäftsverlauf im September und Oktober. Dies sind traditionell die beiden wichtigsten Monate für den Modekonzern.
Für das Gesamtjahr stellt Gerry Weber einen Rückgang des operativen Ergebnisses um bis zu einem Viertel in Aussicht. Nach neun Monaten liegt der Konzern bei dieser Kennziffer um über 40 Prozent hinter dem Vorjahr zurück.
Im dritten Quartal brach das Ergebnis um annähernd 90 Prozent auf 1,8 Mio. Euro ein. Gerry Weber hatte die Märkte erst im Juni mit einer Gewinnwarnung geschockt, der damals dritten innerhalb eines Jahres.
Gerry Weber kämpft nun schon seit drei Jahren gegen rückläufige Ergebnisse an. Der Konzern steckt derzeit mitten in einem Modernisierungsprozess, der aber noch einige Zeit andauern wird. Die Westfalen wollen dem Vorbild großer internationaler Ketten wie H&M oder Zara folgen, die Hersteller und Händler zugleich sind und so die komplette Wertschöpfungskette abbilden. Dadurch können die Konzerne schneller auf Trends reagieren und auch das Markenimage kontrollieren.
Probleme bereitet Gerry Weber aber auch das allgemein schwache Modeumfeld. In Zeiten des Internet zieht es immer weniger Menschen zum Bummeln in die Innenstädte, und auch Gerry Weber sieht entsprechend weniger Kunden in seinen Läden. Hinzu kommt ein scharfer Wettbewerb, der stark über den Preis geführt wird. Im Ausland belastete den Konzern zudem der Einbruch des russischen Marktes.
Darüber hinaus muss Gerry Weber die Kosten für seine Filialexpansion und die Integration der in diesem Jahr übernommenen Hallhuber-Geschäfte verkraften. Mit Hallhuber will der Konzern, der mit seiner Kernmarke auf Frauen mittleren Alters zielt, eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
Die Kette war auch der einzige Grund, weshalb der Umsatz des Konzerns im dritten Quartal um 5,6 Prozent auf 197,8 Mio. Euro stieg. Mit den Marken Gerry Weber, Taifun und Samoon setzte der Konzern hingegen weniger um.
Hallhuber wird laut Gerry Weber auch in den kommenden ein bis zwei Jahren wichtigster Wachstumstreiber sein. So lange kann der Umbau dauern. Darüber hinaus will der Konzern die Kosten drücken, auch durch einen Stellenabbau.
Konkrete Zahlen nannte Gerry Weber bislang nicht, nach Aussage des Unternehmens sind aber keine massiven Einschnitte geplant. Darüber hinaus will Gerry Weber das Expansionstempo in Deutschland drosseln.
Ende Juli beschäftigte der Konzern knapp 7000 Mitarbeiter und betrieb weltweit 972 eigene Läden und Verkaufsflächen in anderen Geschäften. Hinzu kommen 242 Hallhuber-Flächen.
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