Isabel LEONHARDT
21.05.2023
Fortsetzung der Tarifverhandlungen im Einzelhandel: Arbeitgeber erhöhen Angebot deutlich
Isabel LEONHARDT
21.05.2023
Die Arbeitgeber im Einzelhandel haben sich trotz der historisch schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche dazu entschlossen, in der zweiten Runde der laufenden Tarifverhandlungen ein deutlich erhöhtes Angebot zu unterbreiten, um ein klares Signal zur Abschlussbereitschaft zu setzen. Der HDE ordnet das Angebot für viele Unternehmen als "maximal herausfordernd" ein.
Das erweiterte Angebot der Arbeitgeber sehe bei einer Laufzeit von 24 Monaten tabellenwirksame prozentuale Entgeltsteigerungen von insgesamt 7,5 Prozent in drei Schritten vor, erklärt der HDE. Im Vergleich zum Angebot aus der ersten Verhandlungsrunde sei eine dritte Anhebungsstufe in Höhe von 2,5 Prozent im 22. Monat der Laufzeit des Tarifvertrages hinzugekommen. Zudem werde erstmals auch ein tarifliches Basisentgelt angeboten.
Beschäftigten, die unter den Geltungsbereich des Flächentarifvertrages fallen, soll damit ein Entgelt in Höhe von 13 Euro brutto pro Arbeitsstunde garantiert werden. Zusätzlich sollen die Beschäftigten in zwei Schritten eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro erhalten.
Das Angebot enthält eine "Sprinterklausel", sodass die erste Anhebungsstufe bereits im Monat des Tarifabschlusses greifen würde. "Das bietet aktuell wegen der schwierigen Lage kaum eine andere Branche an", sagt HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke.
Mit Blick auf dieses weitgehende Angebot betont Haarke, dass es allen handelnden Akteuren auf Arbeitgeberseite bewusst sei, dass dieses Angebot für viele Unternehmen in der Branche maximal herausfordernd sei: "Jetzt ist die Gewerkschaft am Zug. Wir wünschen uns, dass sie sich von ihrer unrealistischen Forderung schnell verabschiedet und uns mit dem ernsthaften Willen zum Abschluss entgegenkommt."
Die Arbeitgeber sehen in ihrem Angebot für ein garantiertes tarifliches Basisentgelt in Höhe von 13 Euro brutto pro Arbeitsstunde aber auch die Möglichkeit für einen echten sozialpolitischen Meilenstein. Haarke: "Damit gehen wir hier gezielt auf eine Kernforderung unseres Sozialpartners ein."
Aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Lage für viele Handelsunternehmen setzen die Arbeitgeber bei diesem weitgehenden Angebot zusätzlich auf eine Notfallklausel, damit finanziell angeschlagene Unternehmen in Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen auch abweichende Regelungen treffen können.
"Die Zeiten sind vielerorts schlecht für die Branche, es werden in diesem Jahr wohl 9.000 Geschäfte schließen müssen", sagt Haarke. Deshalb brauche es eine Regelung für Unternehmen in besonderen Notsituationen.
Die Tarifpolitik im Einzelhandel wird im Tarifpolitischen Ausschuss des HDE bundesweit koordiniert. Tarifverträge werden im Einzelhandel in den Ländern verhandelt. Die zweite Verhandlungsrunde wurde am 17. Mai in Baden-Württemberg eröffnet. Im deutschen Einzelhandel arbeiten mehr als 3,1 Millionen Menschen.
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