DPA
16.05.2013
Gewerkschaften wollen Bangladesch-Abkommen auch für andere Länder
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16.05.2013
Genf (dpa) - Das Abkommen mit Handelskonzernen der Textilbranche für einen besseren Arbeitsschutz in Bangladesch soll nach dem Willen von Gewerkschaften auf andere Länder erweitert werden. Dazu seien die Arbeitnehmervertreter auch angesichts der jüngsten Nachrichten über den Einsturz eines Daches auf dem Gelände einer Schuhfabrik in Kambodscha mit mehreren Toten entschlossen, erklärten die Gewerkschaftsdachverbände IndustriALL and UNI Global Union am Donnerstag in Nyon bei Genf.
«Das tragische Ereignis in Kambodscha hat einmal mehr gezeigt, dass wir eine neue Ära eines verantwortungsbewussten Einzelhandels brauchen», erklärte UNI-Generalsekretär Peter Jennings. «Dafür weist das Bangladesch-Abkommen den Weg.» Die am selben Tag in Kraft getretene Vereinbarung mit 31 Textilhandelsunternehmen soll Millionen Arbeiter in Fabriken von Bangladesch besser schützen. Damit reagieren die Unternehmen auf Forderungen der Gewerkschaften nach dem Einsturz eines Fabrikgebäudes am 24. April nahe Dhaka, bei dem mehr als 1100 Menschen getötet wurden.
Das Abkommen für mehr Brandschutz und Sicherheit in Bangladesch gilt für einen Zeitraum von fünf Jahren. Einige Kernpunkte:
- Die Unterzeichner setzen einen Lenkungsausschuss ein, der das Budget des Programms verwalten und verantwortliche Posten besetzen soll. Unterstützung leistet unter anderen die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
- Ein unabhängiger Fachmann für Gebäudesicherheit soll die Arbeitsbedingungen in den Fabriken nach internationalen Standards regelmäßig überprüfen.
- Ein Trainingsprogramm soll Sicherheitspersonal, Arbeiter und Manager für den Ernstfall rüsten und mehr Bewusstsein für die erforderlichen Schutzmaßnahmen vermitteln.
- Jeder Beschäftigte kann in Zukunft die Arbeit niederlegen, wenn er gravierende Sicherheitsmängel oder Gesundheitsrisiken entdeckt. Diskriminierung oder Einkommensverluste muss er dabei nicht mehr befürchten.
- Jedes unterzeichnende Unternehmen beteiligt sich an der Finanzierung des Programms. Die Summe hängt von der jeweiligen Produktion in Bangladesch ab.
Unter dem Eindruck der jüngsten Katastrophe in Bangladesch schlossen sich die meisten der großen Handelsketten - darunter H&M, C&A, Tschibo, Primark, Aldi, Zara, Benetton und Abercrombie & Fitch - dem Abkommen innerhalb weniger Tage an. Die US-Konzerne Gap und Walmart - das weltgrößte Einzelhandelsunternehmen - hätten sich jedoch bislang geweigert, erklärte Philip Jennings, Generalsekretär von UNI Global Union. Dies sei «ein Fehler, den die Konsumenten nicht vergessen werden», sagte Jennings. Walmart teilte mit, der US-Konzern werde eigene Kontrollen in allen 279 Fabriken durchführen, die in Bangladesch für ihn produzieren.
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