Giorgio Armani: Make-up und Mode
Giorgio Armani nannte seine jüngste Show ‚Cipria‘ – italienisch für ‚Make-up‘. Und die am Sonntag in Mailand präsentierte Kollektion war genauso subtil und feinfühlig, wie es der Name andeutete.
Das Modehaus organisierte am Sonntagnachmittag im speziell dafür angefertigten Theater im historischen Palazzo an der Via Borgonuovo 21 zwei Präsentationen im kleinen Rahmen für 200 Gäste.
Wie der Schminkvorgang an und für sich war die Show ein sensibler Moment. Zur Eröffnung posierten drei Models auf einem mit flauschigen goldenen Kissen gepolsterten Liegestuhl. Dann setzten sie sich in Bewegung und gingen über den Marmorimitat-Boden, in einer feinen Auswahl an Kleidungsstücken – Pyjama-Anzüge, umhüllende Schals, sanfte Hosen und lange Jacken, sowie Kleider.
Die ersten drei Models trugen lange Seidenhemden mit Palazzo-Hosen in Hellbraun, darauf folgten ein karamellfarbener Hosenanzug mit Bomberjacke und mandelbraune enge Hosen mit aufgeblähtem Kittel, allesamt in Make-up-Farben.
Für die Abendgarderobe dominierten Rosa- und Schwarz-Schattierungen – Rosa für Wollbouclé-Morgenmäntel, plissierte Etuikleider, Satin-Overalls und Smokings und Schwarz für Samthosen, Nadelstreifen-Samtjacken und Overalls. Die Models trugen knabenhafte Berets oder fransige Schals, und sogar Fransentaschen.
Klassische Armani-Looks mit einem sanften, femininen Einschlag und chinesischem Einfluss. Dazu ein stilisiertes Blumenmotiv für eine anmutige Note.
Giorgios Woche war voll ausgefüllt, organisierte er doch auch eine pfiffige Emporio Armani-Kollektion und die brillante neue Ausstellung 'Guy Bourdin: Storyteller“ in seiner Kunststiftung Armani/Silos.
“Diese Ausstellung ist eine weitere Bestätigung meiner Absicht, Armani/Silos zu einem Zentrum zeitgenössischer Fotografiekultur zu machen, in dem alles im Zusammenhang mit der Welt von Armani aufgegriffen wird, wie auch Dinge, die ganz im Gegensatz dazu stehen", erklärte Armani.
Eine sorgfältig kuratierte Auswahl des großen französischen Fotografen mit 100 Fotografien, wovon einige Armanis Kollektion auf fast unheimliche Weise vorhersagen. Ein Bild, das der Fotograf 1986 für die französische Vogue machte, zeigte ein Model, die sich selbst in einem Make-up-Kit bewunderte, während sie an einer Felsenküste posierte. Ein weiteres surrealistisches Foto von Bourdin legte den Fokus auf ein einziges Auge mit ähnlichem Make-up, das unter Dutzenden schwarzen Regenschirmen aufblitzte.
Doch so richtig betriebsam wurde Armani am Sonntag mit der Show seiner Hauptlinie, in deren letzten Look ein Model gemütlich über den Laufsteg spazierte und sich dabei die Wangen puderte.
Heutzutage ist es an der Mode, eine Armani-Show mit einer Standing Ovation zu begleichen, als Zeichen des Respekts für eine bemerkenswerte Karriere. Die Gäste in der ersten Reihe sprangen als Erste auf die Füße, allen voran die Schauspielerinnen Isabelle Huppert, Nafessa Williams und Laura Haddock, aber auch die italienische Senatorin Liliana Segre, die Sängerin Ornella Vanoni, das chinesische Model Lela Wang und Kyra Kennedy, Enkelin von Robert Kennedy.
Und nach dieser bewegenden Show hat Giorgio den Applaus wahrhaft verdient. Diejenigen unter uns, die Armani in seiner besten Zeit erlebt haben, als besessenen Perfektionisten, der sein Imperium errichtet, kommen nicht umhin, eine gewisse Gebrechlichkeit in ihm wahrzunehmen. Doch seine Kreativität ist ungebrochen.
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