
Isabel LEONHARDT
02.12.2022
Görtz: Eigenverwaltungsverfahren eröffnet

Isabel LEONHARDT
02.12.2022
Das Amtsgericht Hamburg hat am 28. November, rund drei Monate nach den Anträgen auf Eigenverwaltung, die gerichtlichen Sanierungsverfahren der Görtz-Gesellschaften eröffnet und die Eigenverwaltung angeordnet. Die Sanierung der Unternehmensgruppe schreite voran, doch sei die Schließung zahlreicher Filialen unvermeidbar, teilt das Unternehmen mit.

Die Eröffnung der Verfahren sei ein wichtiger Schritt für die eigenverantwortliche Sanierung des traditionsreichen Schuhhändlers mit Sitz in Hamburg. Sie belege, dass die begonnene Sanierung bisher erfolgreich war und durch das Insolvenzgericht unterstützt werde, so die Görtz-Gesellschaften, welche die Muttergesellschaft Ludwig Görtz GmbH und ihre operativen Tochtergesellschaften Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH umfassen.
Ziel sei es, Görtz wieder robust und zukunftssicher aufzustellen sowie möglichst viele Arbeitsplätze und Filialen zu erhalten. Im Ergebnis müsse jedoch jede Filiale profitabel werden, denn nur so könne Görtz in einem schwierigen Marktumfeld nachhaltig wettbewerbsfähig werden.
Ein entscheidender Faktor seien laut Görtz dabei die Gespräche mit den zahlreichen Vermietern über unrentable Filialen, bei denen es um signifikante Mietreduktionen geht. Görtz musste bereits die Mietverträge von Filialen kündigen, bei denen keine Mietreduktionen erzielt werden konnten. Davon seien auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweiligen Filialen betroffen.
"Diese Schritte fallen uns sehr schwer. Aber wenn die derzeitige Kaufzurückhaltung anhält und wir mit unseren Vermietern keine deutlichen Mietreduzierungen erreichen können, haben wir keine Wahl: dann müssen wir die jeweiligen Filialen schließen. Andernfalls gefährden wir die besser laufenden Filialen und letztlich die Sanierungschancen von Görtz insgesamt", sagt Frank Revermann, CEO der Görtz-Gesellschaften.
Um die Folgen eines Arbeitsplatzverlustes weitestgehend abzumildern, habe die Geschäftsführung mit dem Betriebsrat bereits einen Interessenausgleich und einen Sozialplan vereinbart.
Zudem arbeite die Geschäftsführung mit Unterstützung der Generalhandlungsbevollmächtigten intensiv an der Erstellung eines Sanierungsplans. Dieser soll nach Fertigstellung den Gläubigern zur Abstimmung vorgelegt und muss vom Gericht bestätigt werden.
"Auch wenn sich unsere gesamte Branche derzeit in einer schwierigen Krise befindet, sind wir den Sanierungschancen von Görtz überzeugt. Wir haben einen klaren Kurs und ein festes Ziel", sagt Frank Revermann.
Das 1875 in Hamburg gegründete Traditionsunternehmen habe im Laufe der Jahre zahlreiche Krisen gemeistert. Die Geschäftsführung ist überzeugt,"dass Görtz als starke, bekannte und moderne Marke mit qualitativ hervorragenden Schuhen und einem Mix an begehrten Fremd- und Eigenmarken, einem hoch motivierten Team und einem attraktiven Onlineshop die schwierige Situation überwinden und gestärkt aus der Krise hervorgehen wird".
Das Görtz Filialnetz umfasst rund 180 Standorte und bietet ein Sortiment für Damen, Herren und Kinder, sowie für ein vielfältiges Markenportfolio mit über 350 Marken. Das Filialportfolio soll sich auch zukünftig auf die Modelle Flagshipstore, Premium, Mainstream und Outlet bündeln, teilt Görtz mit.
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