DPA
06.04.2016
Gute Geschäfte mit der Schönheit: Deutschlands Drogeriemärkte boomen
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06.04.2016
"Die Drogeriemarktketten haben die Hoheit über die Schönheit." Dem Handelsexperten Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist seine Bewunderung anzumerken, als er über den anhaltenden Geschäftserfolg von dm, Rossmann und Co. spricht. Niemand könne ihnen bei den Themen Kosmetik und Schönheitspflege ernsthaft Konkurrenz machen - Parfümerien nicht, und erst recht nicht Supermärkte und Discounter.
Und mit Schönheit lassen sich offensichtlich gute Geschäfte machen. Während Supermarktketten und Discounter in Deutschland an Wachstumsgrenzen stoßen, eröffnen die großen Drogeriemarktketten nach wie vor alle paar Tage irgendwo in der Bundesrepublik eine neue Filiale. Marktführer dm gibt es inzwischen über 1.700 Mal, Rossmann eröffnete kürzlich sogar den 2.000. Laden. Die aggressive Expansion führt zu beeindruckenden Wachstumsraten.
"Die Drogeriemärkte haben starke Eigenmarken, hohe Sortimentskompetenz, eine Wohlfühlatmosphäre in den Läden, ein gutes Preisimage und sie beweisen immer wieder ein Gespür für neue Themen wie etwa vegane Ernährung oder Superfood. Das ist gar nicht so einfach zu kopieren - auch nicht für Edeka oder Rewe", beschreibt der Marketingexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU die Gründe für den Siegeszug. Beim Thema Kundenzufriedenheit rangiert dm nach einer Studie der Unternehmensberatung OC&C auf Rang eins unter den 95 aufgelisteten deutschen Einzelhändlern. Und auch die Rivalen Rossmann und Müller schaffen es mühelos in die Top Ten.
Ein Ende des Wachstums ist nach Einschätzung Adlwarths vorläufig nicht in Sicht. "Die Drogeriemarktketten sind in einem Marktsegment unterwegs, wo es anders als bei Lebensmitteln noch ein deutliches Mengenwachstum gibt", meint er. So gebe es nach wie vor beträchtliche, unausgeschöpfte Potenziale bei der Männerkosmetik. Außerdem profitierten dm und Rossmann von der wachsenden Bereitschaft älterer Kundinnen, mehr Geld für die Schönheitspflege auszugeben.
Um ihren Kompetenzvorteil gegenüber den Supermärkten noch besser ausspielen zu können, werden die Drogeriemärkte immer größer. "So können sie die Sortimente deutlich kundenfreundlicher präsentieren und mehr Auswahl bieten", erklärt Adlwarth. Supermärkte und Discounter täten sich mit ihrer beschränkten Regalfläche schwer, da mitzuhalten.
Auch die Schlecker-Pleite konnte den Erfolg der Branche nicht auf Dauer bremsen. Im Gegenteil: Die verbliebenen Wettbewerber - neben dm und Rossmann auch die stärker regional ausgerichteten Anbieter Müller und Budnikowski - verstanden es, die Schlecker-Kunden schnell an sich zu binden. "Kunden, die infolge der Schlecker-Pleite ihren Bedarf an Drogeriewaren zunächst bei den Vollsortimentern und den Discountern gedeckt haben, sind im Laufe der Jahre zu den Drogeriemärkten zurückgekehrt", heißt es in einer Untersuchung der GfK.
Ausruhen können sich die Drogeriemarktketten auf ihren Erfolgen jedoch nicht. Denn die Entscheidung des deutschen Discount-Marktführers Aldi, neben den üblichen Eigenmarken eine wachsende Zahl von Markenartikeln zu Niedrigpreisen in sein Angebot aufzunehmen, sorgte in den vergangenen Monaten nicht nur im Lebensmittelhandel für Preiskämpfe. Auch in den Drogeriemärkten regiert dadurch inzwischen immer öfter der Rotstift. Schließlich sind auch typische Drogeriemarktartikel wie Windeln oder Haarshampoo betroffen.
Drogeriemarkt-Chef Dirk Roßmann macht keinen Hehl daraus, dass dies nicht spurlos an dem erfolgsverwöhnten Unternehmen vorbeigeht: "Die Luft ist ein bisschen dünner geworden. Wir haben einige Prozente weniger Gewinn gemacht."
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