Reuters API
Aline Bonnefoy
27.06.2022
H&M schließt Flagship in Shanghai
Reuters API
Aline Bonnefoy
27.06.2022
H&M sah sich dazu gezwungen, seinen Flagship in Shanghai zu schließen. Grund für die erneute Schließung in China ist zunächst der Nachfrageeinbruch durch die Corona-Lockdowns. Der Fast Fashion-Riese bekam aber auch die Rechnung dafür präsentiert, dass er Kritik am Baumwollanbau in Xinjiang geäußert hat.
Zu Beginn des Monats war das dreistöckige Gebäude im Stadtkern von Shanghai noch geöffnet. Doch am Freitag waren die Fenster abgedunkelt und die H&M-Beschriftung verschwunden.
Der zweitgrößte Fast Fashion-Händler der Welt ist seit 2007 in China aktiv. Schnell eröffnete er in Shanghai den nun geschlossenen Flagship-Store und expandierte in das ganze Land. In Kontinentalchina verfügte das Unternehmen Anfang 2021 über mehr als 500 Läden, doch auf der Website werden gegenwärtig nur noch 376 davon aufgeführt – inklusive der Flagship-Store in Shanghai.
Das Unternehmen äußerte sich nicht zur Schließung und verwies auf die Sperrfirst vor der Veröffentlichung des Halbjahresberichts am 29. Juni.
Obwohl der in Shanghai angeordnete zweimonatige Totallockdown vor bald einem Monat aufgehoben wurde, sind die Kunden noch nicht in bedeutender Anzahl in die Einkaufszentren zurückgekehrt. Die chinesischen Kunden haben sich zudem vom Unternehmen distanziert, seit H&M im Jahr 2021 in einem Schreiben Bedenken über Zwangsarbeitsvorwürfe in der Region Xinjiang äußerte.
Auch andere Marken, die sich öffentlich gegen die Verwendung von Baumwolle aus Xinjiang ausgesprochen haben, darunter Zara von Inditex, Nike und Adidas, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Online rufen chinesische Bürger zu Boykotten der erwähnten Marken auf und chinesische Stars verweigern die Zusammenarbeit.
Doch H&M spürte die Auswirkungen besonders deutlich. Anders als bei anderen Marken sind die Produkte des Unternehmens auch heute noch auf wichtigen chinesischen E-Commerce-Plattformen wie Tmall und JD.com gesperrt.
UN-Experten und Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass in den vergangenen Jahren über eine Million Menschen, mehrheitlich Uiguren und andere muslimische Minderheiten, in riesigen Arbeitslagern in der westchinesischen Region Xinjiang festgehalten wurden. Viele ehemalige Betroffene sagen, sie seien ideologischen Erziehungsmaßnahmen ausgesetzt und misshandelt worden. China bestreitet alle Vorwürfe.
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