Heron Preston für Calvin Klein, die Zweite: Atmungsaktiv aber nicht verkaufsfördernd
Heron Preston enthüllte am Montag seine Collaboration 'Heron Preston for Calvin Klein: Season 2' mit sanften Fragen an einen behutsam sprechenden Designer, der auf einer weichen weißen Couch auf einem flauschigen Fransenteppich saß.
"In dieser Saison dreht sich alles um Schichten … und wärmere Stoffe", sagte Preston bei der Enthüllung seiner Looks. Der Raum, in dem er die Zoom-Konferenz mit Moderedakteuren abhielt, war wie ein urbanes Loft gestaltet. Die Marke präsentierte auch die neue Werbekampagne für Heron Preston for Calvin Klein: Season 2, in der der Stepptanz-Virtuose Savion Glover mit viel Anmut in einem karamellfarbenen Denim-Outift aus Herons jüngsten Ideen für Calvin Klein durch den Raum wirbelt.
Da Calvin Klein seit September 2018 keine Modenschauen mehr organisiert, ist dies die einzige Möglichkeit, heute die Ideen eines Designers für Calvin Klein zu entdecken.
Mit seinem warmen Lächeln beschrieb Preston Jacken mit Fleece-Futter "die sich wie eine zweite Haut anfühlen", und verwies auf die an den Knöcheln zusammengezogenen Trainingshosen. Zudem präsentierte er stolz Carpenter-Hosen mit Mittelnähten vorne und hinten, schräg angesetzten Gurtschlaufen, Reißverschlüssen und gummierten Knöpfen.
"Wir haben unzählige Fittings gemacht, um die kastenartige Form zu betonen", strahlte Preston, während er den Redakteuren seine geschlechtsneutrale Kollektion präsentierte. Sie wurde von Model-"Metagruppen" zur Schau getragen, wie er sie nannte. In Erinnerung an seine Jugend in San Francisco, als er Baumwoll-T-Shirts mit Waffeleffekt trug, holte er diese Idee wieder aus der Vergessenheit, passend zum herbstlichen Wetter.

Nachhaltig sei die Kollektion darüber hinaus, da viele Jeanslooks aus rezykliertem Polyester-Mischgewebe aus alten PET-Flaschen gefertigt wurden.
"Wir haben diese Kollektion von Kopf bis Fuß gedacht – und sogar die Socken mit dicker Wolle aufgepeppt – für draußen und drinnen", betonte der 38-Jährige. Der auch als DJ tätige Designer führt nebenbei noch sein eigenes Label, eine Tochter der New Guards Group.
Einer der besten Looks waren die weichen Alpaka-Pullover, die ebenfalls aus Recycling-Fasern hergestellt wurden. Weiter scheute sich der Designer nicht, einige gewagte Farbtöne zu zeigen – so blassgelbe Tanktops, BHs und Radlerhosen.
Am augenfälligsten war jedoch das relative simple Grundkonzept. So ereiferte sich Heron über seine doppellagigen Kapuzensweater – die für kältere Tage zusammengenäht wurden – und klassische Rippstrick-Unterhosen für Damen und Herren mit geringfügig breiterem Gummiband.

Trotz der bescheidenen Innovationskraft der Kollektion zeigen die Manager sichtliches Vertrauen in die Collaboration. So durfte Preston sogar mit dem Logo spielen und es auf einem orangen Band darstellen, wie er stolz erklärte. Während der Präsentation saß er neben Jacob Jordan, dem globalen Verkaufsleiter und Leiter Produktstrategie von CK.
“Die Zusammenarbeit mit Heron war großartig", betonte Jordan, während er zugab: "Ich mag die Idee, dass andere Menschen unsere Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Wir arbeiten an ein paar Dingen, aber da müssen Sie sich noch etwas gedulden".
Auf die Frage, wie er den Kern von Calvin Klein in drei Worten definieren würde, erwiderte Preston: "Bequem, nachhaltig und … ähm … hm … ja … das dritte Wort … zeitlos", wobei er fast 10 Sekunden brauchte, bis ihm das letzte Wort einfiel.
"Atmungsaktiv" und "bahnbrechend" verwendete Preston als Schlüsselattribute der Kollektion, die preislich auf CK-Kunden ausgerichtet ist.

Nach der amateurhaften Zoom-Konferenz und angesichts der bescheidenen Innovationskraft der Entwürfe stellt sich die Frage, welche Managementstrategie Calvin Klein verfolgt. Früher organisierten Calvin Klein und sein direkter Nachfolger Francisco Costa sehr einflussreiche Modenschauen. Die Artikel wurden vielleicht nur in wenigen Stores verkauft, doch beeinflussten sie das Modegeschehen deutlich und zementierten den Ruf der ultimativen amerikanischen Minimalismus-Marke.
Dieser Ansatz wurde zugunsten von Raf Simons Plänen, mit großen europäischen Runway-Marken Schritt zu halten, aufgegeben. Das Projekt der globalen Flagship-Stores schlug fehl, als seine Designs ihre Zielgruppe schlicht nicht erreichten.
Doch die Entscheidung, daraufhin keinen Nachfolger zu bestimmen und dem New Yorker Schauenprogramm den Rücken zu kehren, um ein großes amerikanisches Modehaus an Händler und Merchandiser zu übergeben, fühlt sich ehrlich gesagt an wie eine Reductio ad Absurdum.
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