Fabeau
28.07.2010
Höhere Mindestlöhne und unzufriedene Arbeiter in Bangladesch
Fabeau
28.07.2010
Bangladesch hat endlich die monatlichen Löhne für Arbeiter aus der Bekleidungs- und Textilindustrie angehoben. Früher lagen die Mindestlöhne lagen in der Vergangenheit bei 1.662 Taka, das waren knapp 17 Euro, jetzt liegt der Lohn bei 3.000 Taka, was rund 31 Euro entspricht – immer noch entsetzlich wenig, auch wenn dazu ein Zuschuss von 200 Taka für die medizinische Versorgung und 800 Taka für Miete enthalten ist. Der Entscheidung gingen monatelange heftige Streiks und Protestmärsche voraus, die in einer Protestaktion von hunderttausend Näherinnen von Wal-mart, H&M, Marcs & Spencers die wichtige Aschulia Export Processing Zone lahmlegten.
Weniger als 20 Euro erhalten die Frauen für 12- bis 14-Stunden-Schichten. "Das ist das nicht genug zum Leben", sagten die Arbeiterinnen, die nicht nur die bescheidenen Löhne sondern vor allem auch die Lebensumstände anprangern. Es gibt keine Wohnungen, keine Gesundheits- oder Schuleinrichtungen – Armut, Ausnutzung, ungenügender Arbeitsschutz und sogar sexuelle Belästigung gehören zu ihrem harten Alltag. Mehr als die Hälfte der geschätzten 3 Mio. Arbeiter in der bengalischen Textilindustrie sind Frauen. Kein Wunder, dass sie zynisch warden: “Wenn du Glück hast, wirst du eine Prostituierte. Wenn du Pech hast, dann wirst die eine Textilarbeiterin”, scherzen viele Arbeiterinnen, mit einem bitteren, ernsten Unterton.
Den Gewerkschaften geht die Erhöhung nicht weit genug. Sie forderten mindestens 5.000 Taka, da die Erhöhung allein durch die 10%ige Inflation schon wieder aufgesogen würde. Der Verein Bangladesh Garment Manufacturers und Exporters Association wies die Forderung nach noch höheren Löhnen zurück, da dies viele Firmen in den Ruin treiben würde. Gerade hatten nämlich viele Modeunternehmen ihre Aufträge aus China abgezogen und nach Bangladesch vergeben, wo die weltweit niedrigsten Löhne im Sektor gezahlt werden. Von 2004 bis 2009 verdoppelte sich die Zahl der Exporte. Nun fürchten die Arbeitgeber und die Regierung, dass China ihnen die Aufträge wieder wegnehmen könnte.
Foto: picapp/© 2010 Reuters
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