
Manfred Weber
06.04.2017
Im Interview: Alexis Mabille über Nachwuchs, Männer und Dita von Teese

Manfred Weber
06.04.2017
Es ist nicht überall bekannt, aber Mercedes-Benz investiert seit 20 Jahren in die Modebranche. Der Stuttgarter Autobauer sponsort 41 Mode-Events in 27 Ländern, unter anderem die wichtigen Fashion Weeks in Berlin und Mailand oder Schauen in Peking und Istanbul.

Seit vorigem Jahr schreibt Mercedes auch einen Wettbewerb für Nachwuchs-Kreateure aus: „Les etoiles de Mercedes-Benz“ („Die Sterne von Mercedes-Benz“). Chef der Jury ist Alexis Mabille, einer der begabtesten französischen Modeschöpfer. Er erzählte Fashion Network exklusiv, welche schillernde Persönlichkeit in der Jury sitzen wird.
FashionNetwork: Als Jury-Chef von Mercedes, sollten Sie da nicht schon einmal ein Auto designt haben?
Alexis Mabille: Nein, nein. Vielleicht könnte das interessant sein. Mein verstorbener Kollege Courrèges hat ja einmal ein Auto designt. Aber in diesen Fahrzeugen, da steckt so viel Kontinuität drin, da kann nicht ein Modeschöpfer wie ich kommen, und jede Saison alles umschmeißen.
FashionNetwork: Worum geht es bei den „Sternen von Mercedes-Benz“?
Alexis Mabille: Darum, junge Hoffnungen zu unterstützen. Zunächst gibt es eine Vorauswahl, dann bleiben acht bis zehn Designer übrig fürs Finale. Thema ist dieses Jahr „Sportlichkeit“, die man zumindest symbolisch mit einem Auto in Zusammenhang bringen sollte. Und der Sieger wird während der Fashion Week Paris im Oktober bekannt gegeben.
FashionNetwork: Wie würden Sie Ihren eigenen Stil einem Blinden beschreiben?
Alexis Mabille: Frivol und sensuell. Und sehr gut auf den weiblichen Körper zugeschnitten, ich liebe das, Kreationen genau der weiblichen Silhouette anzupassen.
FashionNetwork: Dann sind Männerschnitte langweiliger?
Alexis Mabille: Das würde ich so nicht sagen. Gut, ich mache keine Herrenkollektion mehr, aber ich spiele gerne mit weiblichen und männlichen Elementen. In unsere Boutiquen kommen zum Beispiel viele Männer und kaufen sich die Frauen-Hemden. Das Hemd bleibt das Unisex-Teil par exellence.
FashionNetwork: Oder haben die Männer einfach weniger Fantasie?
Alexis Mabille: Da tut sich einiges. Die heute 15-Jährigen ziehen sich anders an, manchmal gewagt aber immer durchdacht. Die Männerkleidung ist nicht so statisch, wie man manchmal denkt.
FashionNetwork: Gibt es Neues vom Burlesque-Star Dita von Teese, mit dem Sie seit Jahren befreundet sind?
Alexis Mabille: Sie wird in unserer Jury für die „Etoiles“ sitzen. Es ist ja so, dass ich ihr den Teil ihrer Garderobe entwerfe, der etwas Männliches hat, zum Beispiel ihre Anzüge.
Alexis Mabille, geboren 1977, wächst in Lyon auf und studiert ab 1995 in Paris an der Modeschule "Chambre Syndicale de la Haute Couture". Als19-Jähriger beginnt er bei namhaften Designern zu arbeiten. Erste Station ist das Label Ungaro, es folgt Nina Ricci, der große Coup ist eine Anstellung bei Christian Dior. Unter der Aufsicht von John Galliano entwirft der Franzose Accessoires und Schmuck bis hin zu Männer-Mode bei Dior Homme – damals unter der Leitung von Hedi Slimane. 2005 startete er mit seinem ersten eigenen Label.
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