
Dirk Neubauer
05.02.2017
Intersport und Sport2000: Wetterbedingter Umsatzknick durch Sportereignisse zurechtgebogen

Dirk Neubauer
05.02.2017
Eigentlich hätten Sporthändler 2016 frohlocken müssen. Mit den Olympischen Spielen und den Fußball-Europameisterschaften gab es gleich zwei Großereignisse, die in der Vergangenheit für einen ordentlichen Umsatzschub gesorgt hatten. Dennoch legte Intersport Deutschland mit aktuell 1482 Verkaufsstellen lediglich um 1 Prozent zu. Sport 2000 meldet mit 0,6 Prozent ein ähnlich verhaltenes Wachstum.

In der Analyse kontakarierten der viel zu milde Winter mit einem umsatzmäßig katastrophalen Februar 2016 und der viel zu späte Beginn des Sommers alle Geschäftshoffnungen. Wären die Sport-Großereignisse nicht gewesen, hätten die Sporthändler deftige Minuszahlen schreiben müssen.
Daher mussten sich die Vorstände beider Gruppen Gedanken machen, was künftig besser laufen kann. Auf eine Idee kamen beide: Sie wollen die digitale Datenbasis für ihre Händler nicht nur verbreitern, sondern tiefer und pfiffiger auswerten, um noch näher an die Kunden heranrücken zu können.

Für Intersport kündigte der Vorstandsvorsitzende Kim Roether die „größte Umbauphase in unserer Geschichte“ an. Aus der Einkaufsgenossenschaft werde ein digital getriebener Retailer werden. Im E-Commerce will sich die Gruppe mit einer kooperativen Händlerplattform ab dem 3. Quartal des laufenden Kalenderjahres neu aufstellen. Die Datenanalyse soll vertieft, neue Flächenkonzepte in die Läden gebracht und moderne Vertriebssystematiken ausgearbeitet werden.
Sport 2000 wil seinen mehr als 900 Händler über den Dienstleister Qualitize ein tagesaktuelles Kundenfeedback zur Verfügung stellen. Hierzu müssen Kunden am Ladenausgang nur einige Fragen auf einem Tablett-PC beantworten. Der Händler bekommt einen aggregierten Tagesbericht, der ihm nicht nur aktuelles Verbesserungspotential aufzeigt, sondern auch Vergleich mit anderen Händlern ermöglicht. Über digitale Video-Wände und ein stärkeres Social Media Marketing solle mehr Emotion in den Verkaufsvorgang eingebracht werden, sagte Sport 2000-Geschäftsführer Andreas Rudolf. Zudem experimentiere man in ausgewählten Filialen mit einem flächendeckenden Einsatz der RFID-Technik, bei der kleine Sender in jedem Kleidungsstück stecken. Dies ermögliche nicht nur eine tägliche Komplett-Inventur, sondern steuere auf Wunsch auch einen Computer, der in der Nacht die Warenbestände wieder auffülle.
Andreas Rudolf appelierte seinerseits auch an die Sportindustrie. Wie das Jahr 2016 erneut gezeigt habe, müssten die Liefer- und Verkaufszyklen grundlegend verändert werden. Und dann müssten sich alle Marktteilnehmer auf einen einheitlichen Saisonstart einigen. „Und liegt eher am 5. Dezember als am 5. Oktober“, sagt Rudolph, der damit auf eine Verschiebung der Jahreszeiten durch die weltweite Klimaerwärmung hinwies.
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