Godfrey Deeny
15.06.2017
J.W. Anderson: Grand Tour trifft auf amerikanischen Tourismus in der Villa La Pietra
Godfrey Deeny
15.06.2017
Der in Ulster geborene Designer hat ein Foto von sich selbst auf ein T-Shirt drucken lassen. Darauf trägt er einen Helm und umklammert eine Kaffeetasse, der Titel: "Militant Men Wear J.W. Anderson".
Die Modenschau fand in der atemberaubend schönen Villa La Pietra statt, der Heimat von Sir Harold Acton, dem legendären englischen Gentleman und Autor von "Memoires of an Aesthete", der in Florenz geboren wurde.
Modelle marschierten über den Rasen im Garten, durch eine Art Labyrinth, gesäumt von Statuen – Waldgöttern und Nymphen und sogar ein riesiger Herkules, verhüllt in zarten weißen Tüchern. "Florenz ist eine der sexuellsten Städte, die es gibt. Überall, wo man hingeht, ist Nacktheit!", lacht der Designer nach der Show.
Anderson verarbeitet in der Kollektion auch seine irischen Wurzeln mit einem Pullover, der seine JWA Initialen und ein Logo trägt, das so "auch mein Eltern-Wappen hätte sein können", so Anderson.
Er spielt mit einer ganzen Reihe von Ideen, Trenchcoats, Bomber Jacken, Strand-Shorts und gestreifte Hemden mit Miniatur-Herzen. Anderson zügelte sich in der Verwendung von asymmetrischen Schnitten und zeigte so eine entschieden kommerziellere Kollektion.
Lose, hochgerollte Jeans oder Jute-Totes mit Verpackungs- und Werbemotiven. Einer mit ‚Coca Cola’-Schriftzug sagt, "Wear J. W. Anderson Florence". Mehrere ausgezeichnete Wollpullover ahmten die Muster der Fliesen nach, die Touristen als Erinnerungsstücke aus Florenz mitnehmen. Während die Jeansjacken mit Spielkarten, die die Florentiner zu Hunderten jeden Tag verkaufen, bedruckt wurden. Dazu Flip Flops oder Converse Sneakers, seine aktuelle Kooperation mit dem Label, die mit funkelnden Pailletten bestickt oder aus Jeans bestehen.
"Die Kollektion basiert auf dem Veranstaltungsort. Fast wie der amerikanische Tourist, wenn er in eine Stadt wie Florenz kommt. Soft-Drinks in der Hand mit einem weißen T-Shirt und Chino-Shorts. Die Grand Tour trifft auf den amerikanischen Tourismus", erklärte er.
Er spielte mit der Idee wie sich Touristen Skulpturen anschauen, indem er seine 400 Gäste auf dicken weißen Kissen, die mit seinem Logo bestickt sind, auf den Boden setzt. Nach der Show gab es dann ein feines italienisches Essen, während der Duomo unten in der Stadt in der Dunkelheit leuchtet.
Und in der Tat, Chinesen und Amerikaner konkurrieren diese Woche in Florenz darum, wer die meisten Luxusprodukte oder den touristischsten Tinnef kauft – die Show hatte also ein perfektes Timing. Kurzum, das war bisher wohl Andersons stärkste Männer-Kollektion. Hinzukommt, dass er es geschafft hat in dem kommerziellen Wahn eine ironische Botschaft sehr modisch umzusetzen.
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