Fabeau
14.05.2013
Karstadt macht eine „Tarifpause“
Fabeau
14.05.2013
Verschnaufpause bis 2015: Karstadt steigt aus dem Flächentarifvertrag aus
Während die Tarifverhandlungen im Handel gerade erst starten, lud die Karstadt-Führung die Betriebsräte in die Konzern-Zentrale zum Gespräch. Dort erklärte man, das die Unternehmen der Karstadt-Gruppe (Warenhäuser, Premium- und Sporthäuser) einen eigenen Weg gehen werden und aus dem Flächentarifvertrag aussteigen. Der Konzern mache von der Möglichkeit einer Mitgliedschaft in den Arbeitgeberverbänden ohne Tarifbindung Gebrauch. „Karstadt ist auf einem guten Weg. Für die vollständige Gesundung des Unternehmens werden wir eine ‚Tarifpause‘ einlegen und zwar mit dem Ziel einer erneuten Tarifbindung bis 2015“, erklärte Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz.
Noch während die Diskussionen mit den Arbeitnehmervertreter liefen, wurde der Ausstieg aus dem Tarifvertrag im Intranet verkündet. Viele Betriebsräte verließen die Versammlung unter Protest. Auch ver.di kritisierte die Entscheidung der Karstadt-Führung scharf, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Beschäftigten im Zuge der Insolvenz durch den Sanierungstarifvertrag auf nicht unwesentliche Gehaltsbestandteile wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet hätten.
Im letzten Sommer war der Tarifvertrag ausgelaufen. Durch die „Tarifpause“ werden die Mitarbeiter nicht erneut Kürzungen hinnehmen müssen, denn die aktuell geltenden Tarifregelungen, inklusive Zuschlägen, Sonderzuwendungen und Urlaubsgeld, bleiben auf die Arbeitsverhältnisse anwendbar. „Karstadt steht ausdrücklich zum bisherigen Manteltarifvertrag und lehnt außerdem sogenannte ‚Dumpinglöhne‘ ab – wir versprechen karstadtweit einen Mindestlohn von 8,50 Euro und wollen damit ganz bewusst ein Signal setzen“, betonte Weitz. Allerdings sind auch keine Erhöhungen drin. Ver.di fordert momentan je nach Bundesland entweder 6,5% mehr Geld oder 1 Euro pro Stunde mehr. Sollten sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände – wie in Vergangenheit üblich – irgendwo in der Mitte treffen, könnte das allein für Karstadt in 2013 und 2014 Mehrbelastungen von über 35 Mio. Euro bedeuten, hat der Spiegel berechnet. Dies wäre für die ohnehin angespannte Liquiditätslage des Unternehmens „katastrophal“. Karstadt steckt immer noch mitten in der Sanierung und trotz zahlreicher Initiativen kommt Kaufhaus-Konzern laut Medienberichten angesichts der allgemeinen wetterbedingten Flaute im Handel und der zunehmenden Konkurrenz durch Onlinehändler nicht wirklich auf einen grünen Zweig.
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