Kenzo: Von Bienen und anpassungsfähiger Mode
Man kann Felipe Oliveira Baptista nicht vorwerfen, dass es ihm bei seiner zweiten Kollektion für Kenzo an Energie und Anstrengung mangelte, zumal die Inspiration dahinter die fleißigste aller Kreaturen, die Biene, war.
Seine Idee wurde anfänglich durch ein eindrucksvolles Foto eines wilden Bienenstocks entfacht, woraufhin der Designer für die Präsentation dieser Frühjahr/Sommer-Kollektion ein Team von Hipster-Imkern mit viel Witz und Humor durch den Rosengarten des Institut National de Jeunes Sourds im fünften Arrondissement von Paris schickte.
Ein Schwarm der Insekten wurde sogar mit Farbe über die ganze Straße gesprüht, und viele weitere der kleinen Tierchen erschienen in einer 36-seitigen Zeitung, die auf jedem Gartenhocker lag. Auf der Titelseite war ein 100 Jahre altes Archivfoto eines Gärtners mit einem riesigen Moskitonetz abgebildet, der mit einer Tonpfeife posierte. Und für den Fall, dass man die Nachricht noch immer nicht verstanden hatte, schenkte das Haus jedem Gast großzügig ein kleines Glas Honig aus dem Sacré Coeur, während die Gäste unter riesigen Schirmen im leichten Regen Platz nahmen.

In der Tat trug die Hälfte der Models in dieser Coed-Show Kopfbedeckungen mit Netz, zusammen mit schützenden Tuniken und Mänteln. Die Pandemie hat für viele Designer Sicherheit und Schutz zum Hauptthema werden lassen.
"Nach den Höhen und Tiefen und den Ängsten während des Lockdowns glaube ich, dass wir alle Schutz suchen. Aber ich bin auch sehr optimistisch, dass wir versuchen werden, diesen Moment hinter uns zu lassen", erklärte der Designer in einem lauten Backstage-Bereich.
Nach der seltsam düsteren Debüt-Show im Februar war es unabdingbar, dass Oliveira Baptista kräftige Farben, ein zentrales Element der Kenzo-DNA, zurückbrachte. Er lieferte unvergessliche, digital verblasste Mohnblumen-Prints, die er aus den Archiven entnahm und in Nylon-Parkas oder tollen weichen Baumwollanzügen verarbeitete.

Windjacken im Ikat-Stil, Safarijacken mit mehreren industriell anmutenden Taschen für die Gentleman-Gärtner; oder Strick- und Spitzencocktailkleider mit Cut-Outs und durchsichtige Imkernetze über Lycra-Jumpsuits für die hippen, naturverbundenen Mädels.
Die 40-köpfige Model-Besetzung trug Hightech-Geta-Sandalen mit wunderbar bizarren Blasensohlen, eine nette Anspielung auf die japanischen Ursprünge der Marke. Außerdem zauberte Oliveira Baptista einige schicke neue Doppeltaschen – eimerförmige Ledertaschen, in denen sich eine zweite große Nylontasche befand.
Er entwarf für seine coolen Gärtner zudem einige großartige und darüber hinaus sehr praktische Kreationen in Form von trendigen Jeans mit zusätzlichen Denim-Schürzen und bis zum Knie reichenden Fischerwesten – was der Designer als "anpassungsfähige Mode" bezeichnete. Ideal für einen Moment, in dem die ganze Welt gezwungen ist, sich anzupassen.
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