
Godfrey Deeny
25.06.2018
Kenzos sanfte Seite

Godfrey Deeny
25.06.2018
In einer Woche, die von Nachrichten-Bildern weinender Kinder an der US-Grenze zu Mexiko dominiert wurde, die man gewaltsam von ihren Eltern trennte und in Auffanglager brachte, war es ein Statement, dass die Paris Men's Fashion Week mit den Kollektionen von zwei Modedesignern endete, die selbst Kinder von Immigranten sind. Das zentrale Thema ihrer Show: "Güte" (Kindness).

Die Einladung von Kenzo für die Sonntagabend-Show warb um die Anwesenheit jedes einzelnen Gastes mit der Aufforderung "zusammen zu kommen und die Frühjahr-/Sommerkollektion zu feiern." Bestandteil der Einladung war auch ein Stirnband auf dem ein chinesischer Drache und ein Phoenix abgebildet war. Dazu ein Schriftzug, der das Thema der aktuellen Kollektion verkündete: Kindness.
Darüber hinaus wurde die Show im Maison de la Mutualité aufgeführt, einem Konzertsaal, in dem in der Vergangenheit viele Generationen für politische Kundgebungen und Menschenrechtsdebatten zusammenkamen.
Die ideale Kulisse für eine Co-Ed-Show, die das Design-Duo Humberto Leon und Carol Lim für Kenzo gewohnt spektakulär inszenierten: Den Auftakt gab eine Blaskapelle, die ins Publikum marschierte und auf runden Hockern Platz nahm. Über den Köpfen der Gäste schwebten Körbe bestückt mit Orchideen und anderen exotischen Blumen, die während der gesamten Show von einer Laserlicht-Show in Szene gesetzt wurden. Die Men's Collection selbst bestand aus raffinierten Baumwollanzügen, gestreift oder einfarbig, kombiniert mit Blazern und extrem weiten Hosen. Die breite, doppelte Faltenhose könnte zum Must-Have für den modebewussten Mann avancieren. Dazu kombiniert Kenzo eine elegante Auswahl an Strickwaren, auf denen Drache und Phoenix prangen.
Für die Damen gibt es Tuniken aus künstlichem Schlangenleder, Gürtel-Trenchcoats, Seidenkleider mit schwarzer Spitze im Schul-Gouvernanten-Look, strenge schwarze Kreppjacken und raffinierte Hosenanzüge aus dem gleichen gestreiften Baumwollstoff, wie ihr Pendant aus der Men's Collection. Alle Looks wurden musikalisch untermalt von der Band "Hypnotic Brass Ensemble". Die Band und das Casting der Show sind ein weiteres Beispiel dafür "die unterschiedlichen Stämme und Subkulturen, die uns jeden Tag begegnen, zusammen zu bringen."
Alles in allem eine humorvolle, aber auch nachdenkliche Kollektion mit einer klaren Botschaft. In Hinblick auf die Gräueltaten an der mexikanisch-amerikanischen Grenze setzte diese Show auch ein politisches Statement für den Abbau von Mauern und gegen den Aufbau von Grenzzäunen.
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