
Godfrey Deeny
03.03.2017
Loewe-Schau: Verheissungsvolle Enttäuschung

Godfrey Deeny
03.03.2017
Es gibt nur wenige Modeschöpfer, die so viele Ideen haben wie Anderson. Für das spanische Modehaus Loewe lieferte er jetzt eine Mischung von Patchwork-Fantasie, großen Volumen, verrückten Taschen und alten Hollywood-Filmen.

Anderson überraschte mit Mega-Trenchcoats und hervorragend geschnittenen Mänteln. Und erntete anerkennende Laute in der ersten Reihe für eine Lederkombination – ein gold-beiges Jacket über einem Flamenco-Rock. Sein Gebrauch von hartem spanischen Leder und ländlichen Traditionen beeindruckt immer. So paarte er einen Pink-Rock aus ungegerbtem Leder mit einem Sweatshirt mit „Loewe“-Aufschrift.
Vor fünf Jahren musste man die Zuschauer fast bezahlen, damit sie in die Loewe-Schau kommen. Heute, unter Anderson, ist das die begehrteste Einladungen der Pariser Schauen. Natalia Vodianova, Charlotte Rampling und Amanda Harlech saßen in der ersten Reihe, genau wie die Erben des größten Mode-Imperiums LVMH, Alexandre und Delphine Arnault.
Der nordirische Designer hat eine ganze Legion an Fans für Loewe gewonnen, indem er leicht verrückte Accessoires ersann. Dieses Mal zeigte er eine Tier-Handtasche in Orange.

Man muss es sagen: Anderson macht fast zu viele Dinge gleichzeitig: Er muss sich um sein eigenes Label in London kümmern und parallel zwischen Paris und Madrid pendeln, um für Loewe zu arbeiten.
Der Veranstaltungsraum, die UNESCO, war etwas schräg. Unter Anderson wurde immer der Sitz der UNO-Kulturorganisation gewählt, der immer für spektakuläre Lichteffekte gut war. Dieses Mal hingegen sah es nach einem Nachtclub aus. Es war so schummrig, dass viele Leute ihren Platz nicht fanden. Die Decke war so niedrig, dass sie Große mit der Hand berühren konnten. Wie zu erwarten war, begann das Défilé mit einer halben Stunde Verspätung. Spärlich beleuchtete Orchdieen wurden in den Zuschauerrängen platziert und homoerotische Fotos des Fotografen Lionel Wendt schmückten die Wände. Allein, die Kreationen fielen etwas zu kompliziert aus und dem unglaublich hart arbeitenden Anderson schien mit der Selbstreflektion etwas Elementares zu fehlen.
Was zum Unbehagen hinzukam: Die Musik schwankten zwischen den sehr unterschiedlichen Soundtracks von „Boulevard der Dämmerung“ und „Ein Platz an der Sonne“. Wie sagte schon Euripides: Quos Deus vult perdere prius dementat. Das bedeutet sinngemäß: Wollen die Götter jemanden zerstören, lassen sie ihn zuerst verrrückt werden.
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