London Fashion Week Men's verspricht spannendes Programm – trotz Brexit
Vor vier Monaten betonten Kritiker im Hinblick auf die Februarausgabe der London Fashion Week, dass es sich um die letzten Londoner Menswear-Schauen vor dem Brexit handle. Doch dann scheiterte Teresa May mit ihrem Deal vor dem Parlament von Westminster.

Großbritannien tritt nun voraussichtlich am 31. Oktober aus der EU aus. Doch angesichts aller noch offenen Variablen wird sich wohl niemand mehr vorwagen, um zu prophezeien, dass es sich bei der kommenden London Fashion Week Men's um die letzten Menswear-Schauen vor dem Brexit handelt. Was ironischerweise aber sicher ist, ist, dass die am Freitagabend beginnende Veranstaltung eine der internationalsten Saisons in London sein wird. Zahlreiche nicht-britische Designer sind mit von der Partie, wie auch einige bedeutende britische Designerstars, die zu diesem Anlass in die Heimat zurückkehren. Angesichts der vorherrschenden politischen Unentschlossenheit scheint es der Modewoche erstaunlich gut zu gehen.
Alexander McQueen kehrt am Sonntagmorgen unter der kreativen Leitung der erfolgreichsten zeitgenössischen Designerin des Landes nach London zurück. Und der beliebteste Schuster Englands, Manolo Blahnik, eröffnet in The Wallace Collection eine umfangreiche Retrospektive unter dem Titel "An Enquiring Mind". Die Ausstellung zeigt zwischen den Meisterwerken der Wallace Collection eine Auswahl an Schuhdesigns aus Blahniks privaten Archiven. Eine einzigartige Möglichkeit, hervorragendes zeitgenössisches Design zusammen mit den einzigartigen Kunstwerken der Wallace Collection zu betrachten.

Ungeachtet des Brexit bleibt die Anziehungskraft der Londoner Laufstege stark. Angesagte Marken aus aller Welt, wie C2H4, Iceberg, John Lawrence Sullivan, HLA präsentiert von JD.com und Xander Zhou enthüllen ihre Kollektionen. Und obwohl das Brexit-Gespenst über dem gesamten britischen Menswear-Markt schwebt, ist dieser im vergangenen Jahr schätzungsweise um 3,5 Prozent auf GBP 15,5 Milliarden (EUR 17,5 Mrd.) gewachsen. Dennoch – die internationalen Wachstumschancen für junge Nachwuchslabel aus Großbritannien sind stark gefährdet.
"Da der Brexit noch immer nicht eingetreten ist, können wir über seine Auswirkungen nur spekulieren. Doch die dadurch herrschende Unsicherheit hat sehr nachteilige Auswirkungen auf die Branche. Wenn der Brexit stattfindet, kommt die Branche unter unnötigen Druck und wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen – wie auch die Womenswear", so der Chefredakteur der britischen GQ und Vorsitzende der Menswearschauen, Dylan Jones.
Eröffnet wird die neue Saison von einem bulgarischen Nachwuchsdesigner, Kiko Kostadinov, der mit seiner in London ansässigen Marke am Freitagabend zu einer privaten Schau einlädt. Neu arbeitet der British Fashion Council mit der Seoul Fashion Week zusammen und bietet ein Austauschprogramm, in dessen Rahmen ein britischer Designer seine Entwürfe an der Seoul Fashion Week zeigt und ein koreanischer Designer nach London eingeladen wird. Der erste Teilnehmer des Programms ist das Newcomer-Label Münn, dessen Gründer Hyun-min Han seine Sporen bei Wooyoungmi abverdient hat. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, Korea befindet sich in London im Aufwind. In dieser Woche performte mit BTS erstmals eine koreanische Band im Wembley Stadium und die Fußballmannschaft Tottenham Hotspurs erklärte den Koreaner Heung-Min Son im Vorfeld des Champions' League Finales zu ihrem Top-Stürmer.

GQ China präsentiert das Label 8ON8 des chinesischen Designstars Li Gong, der für seine mehrschichtigen, strukturierten Entwürfe bekannt ist. Seine Show findet wie die meisten Events der Fashion Week in der Truman Brewery im Londoner East End statt, dem zentralen Veranstaltungsort der britischen Menswear-Woche.
"Die Londoner Shows leben vom Street Style, von Coolness und Erfindungsgeist. London bietet stets zukunftsweisende Designs, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben", erklärt Jones die Stärken Londons im Vergleich zu Mailand und Paris.
Auf die Journalisten und Käufer wartet eine gut finanzierte Saison mit zahlreichen Sponsoren. Eine Erinnerung an alle Besucher, dass der British Fashion Council beim Sponsorship im Vergleich zu den anderen Modewochen einfach nicht zu schlagen ist. Akkreditierte Kritiker, Händler und VIPs werden in Mercedes Benz-Limousinen und -Minivans rund 10.000 km durch ganz London gefahren. Toni & Guy gibt Goodie-Bags aus und stiftet jährlich über 7000 Produkte für den Backstage-Bereich. Und die Marke Evian hat 10.000 Wasserflaschen vorbereitet, die an der Veranstaltung verteilt werden.

Doch auch sonst hat die Stadt so einiges zu bieten: Im V&A gibt es großartige Ausstellungen von Christian Dior und Mary Quant, in der Queen's Gallery werden Werke von Leonardo Da Vinci ausgestellt und im British Museum sind Gemälde von Edvard Munch zu sehen. Und ungeachtet des sich anbrauenden politischen Gewitters finden am Wochenende unzählige Abendessen und Partys statt:
Am Freitagabend lädt Kiko Kostadinov mit der stets hippen Zeitschrift Dazed zu einer Party ein, während Alexander McQueen am Samstagabend ein hochexklusives Insider-Dinner veranstaltet. GQ Style und Browns lassen am Sonntag unweit davon in der Mark's Bar in Mayfair ihreParty steigen. Und zum Abschluss des langen Wochenendes organisiert Jones ein Dinner mit dem Sänger Liam Payne.
Die Londoner Modeszene scheint sich wirklich bester Gesundheit zu erfreuen!
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