Luxus: China versetzt Branche in Aufruhr
Die Ankündigungen aus China haben die Kurse von Luxusunternehmen an der Börse in der vergangenen Woche auf Talfahrt geschickt. Modehäuser und Großkonzerne scheinen sich zwar langsam von den Kurseinbrüchen zu erholen, doch die Bedrohung bleibt bestehen. Am Montag legten die Kering-Aktien um 2,98 Prozent zu, bei LVMH waren es 2,68 Prozent und bei Hermès 3 Prozent. Doch die meisten Marken lagen zum Börsenschluss am Dienstag noch bei -1 bis -2 Prozent.

Die Ankündigung der chinesischen Regierung war wie ein Stich ins Wespennest: Peking strebt im Reich der Mitte eine Umverteilung des Reichtums an. Investoren reagierten umgehend auf die befürchtete Erhöhung des Steuersatzes für die oberen Einkommensklassen und brachten die Aktienwerte von Luxusunternehmen an den Börsen zum Einbruch. Innerhalb von wenigen Tagen büßten die großen börsennotierten Konzerne fast 13 Prozent an Wert ein, die Börsenbewertungen sanken um zig Milliarden Euro.
Natürlich darf nicht aus den Augen verloren werden, dass die Kurse zuvor stark angestiegen waren. Mehrere Analysten erinnern richtigerweise daran, dass die Performance dieser Titel in den vergangenen Monaten besonders stark war. Sie stützte sich auf die rekordhohen Quartalsergebnisse einiger Konzerne, die sich um bis zu 40 Prozent verbessert hatten. Die Prognosen bleiben für die verbleibenden Monate des Jahres sowie für 2022 zudem positiv, nicht zuletzt dank der Erholung am amerikanischen Markt.
In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht betonten Analysten von Bernstein differenziert, dass die Risiken für die Luxusbranche "nicht mehr mit den Ausgaben chinesischer Konsumenten in Europa verbunden sind, sondern vielmehr mit dem politischen Wandel in China".
"Aufgrund der verschiedenen Reichtums- und Besteuerungspolitiken, den neuen Verbraucherverhalten (Nationalismus) sowie internationaler Handelskonflikte könnte die chinesische Nachfrage für Luxusprodukte jäh einbrechen. Dieses Szenario scheint aktuell unwahrscheinlich", erklärt das Unternehmen. Denn, so Bernstein: "Unternehmen betrachten China weiterhin mehr als Chance denn als Problem".
Dies mag zutreffen, doch die in Peking gestellten politischen Weichen könnten im Zusammenspiel mit der Konjunkturabschwächung im Land und den ansteigenden COVID-19-Zahlen im Reich der Mitte die zu Beginn des Jahres von der Luxusbranche verzeichnete spektakuläre Erholung bremsen. Und den aufkeimenden Enthusiasmus für die Zukunft dämpfen. Für Marken der Luxusbranche, die besonders stark vom asiatischen Markt abhängen, trifft dies besonders zu. Dazu zählen nicht zuletzt Hermès, Burberry, Richemont, Prada, Kering und LVMH.
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