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Mailand: Gucci und Sportmax erforschen die Facetten der Frau
In Mailand wurde das Bild der Frau noch nie so sehr untersucht wie in dieser Saison. Alle Klischees wurden aufgegriffen und analysiert, um das Rätsel zu lösen und die Frau in allen ihren Nuancen und Facetten zu zeigen. Manche Looks schienen von einem Laufsteg auf den anderen transportiert zu werden. Die Frau defiliert bei Gucci lediglich mit einem kristallbesetzten Mini-BH und im schwarzen Maxi-Rock, und bei Sportmax mit Hosenträgern, wie Charlotte Rampling in Der Nachtportier (nur ohne Mütze).
Vor dem Antritt des neuen Kreativdirektors Sabato De Sarno im September beerdigte Gucci am Freitag definitiv die Ära Alessandro Michele, mit einer Kollektion, die sich wie eine Verabschiedung anfühlte. Das interne Studio, das für diese Saison verantwortlich zeichnete, wurde am Ende der Show mit großem Beifall belohnt. Für die Herbst-/Wintersaison 2023/2024 entwarf das Team eine eklektische Garderobe, die sich weitgehend am fantasievollen und bunten Stil des ehemaligen Kreativdesigners inspirierte. Zwischen androgynen und verführerischen Looks werden die Kunden für diese letzte Kollektion der Übergangsphase auf ihre Kosten kommen.
Hinter der großen schwarzen Sonnenbrille versteckt sich eine elegante Frau, die sich in verschiedenen Stilrichtungen wohl fühlt. Sie ist vornehm mit spitz zulaufenden Pumps, langem grauen Mantel und Anzug, stets mit der modernsten Handtasche. Dann spielt sie wiederum mit ihrer burschikosen Seite in übergroßen Herrenanzügen oder weißem Hemd, baggy Jeans und Regenjacke, stets mit dem Doppel-G-Logo auf dem Gürtel, manchmal mit der Allüre von Jean Seberg.
Sie ist leichtfüßig und verführerisch, trägt bunte Strümpfe, die an der Taille unter enganliegenden Samtröcken aufblitzen, oder auch eine Rock-Overall-Kombination, unter deren schwarzen Tüllrock die Unterwäsche durchscheint. Sportlich mit geschnürten Kampfstiefeln, oder schlicht in einem fußelnden Strickkleid, trägt sie schwere Mäntel – von glitzernden silberfarbenen Lamettamänteln bis hin zu türkisfarbenen kreisförmigen Jacken – und auffällige Abendkleider mit großen Perlmutt-Pailletten, aus rosafarbenem Satin und hochgeschlitzt, oder schulterfrei aus schwarzer Spitze und spielt mit vielen Stilrichtungen.
Die verschiedenen Looks werden von witzigen Accessoires ergänzt, so zotteliger Kopfschmuck wie die Hüte britischer Wachsoldaten, pelzige Schneestiefel und unzählige Ohrringe mit Kettchen, die bis zu den Oberschenkeln herunterreichen.
Sportmax lässt den Stimmungsbarometer mit Entwürfen in allen Hautschattierungen steigen, mit subversiven Looks, in denen der Körper zugleich eng umschlossen und frei, stellenweise entblößt oder ganz im Gegenteil übermäßig geschützt wird. Für den kommenden Winter setzt die junge Marke von Max Mara auf Ambivalenz und starke Kontraste. Die Attitüde schwankt zwischen roher Männlichkeit und implizierter Erotik.
Einerseits männliche Cowboy-Silhouetten mit Ton in Ton gehaltenen Anzügen aus Eidechsenhaut oder langfransige Hemden, XXL-Jacken, die zum Teil an der Hüfte durch Gurte zusammengezurrt werden, und Sancho Boots mit Ledergamaschen, deren Falten mit den Falten robuster Hosen übereinstimmen. Dazu baumelt ein Waschbärschwanz am Gürtel.
Dann zeigte Sportmax auch eine sehr weibliche Silhouette, mit kurzen hautfarbenen Outfits und Rüschensandalen mit Pfennigabsätzen. Die Kleider werden aus mehreren Bahnen verschiedener Stoffe gefertigt (Leder, Jersey, Velours-Frottier, Nylon, Feinstrick), und direkt am Körper drapiert. Nähte sind verpönt, die Stoffteile werden durch große Schleifen zusammengehalten. Stellenweise werden die Frauen durch die Schleifen und Stoffe eingeschränkt, oder ein Arm am Körper festgedrückt.
Die weiblichen Codes werden neuinterpretiert, wie bei einem enganliegenden durchscheinenden Rock, der aussieht wie eine beigefarbene Nylonstrumpfhose. Doch auch die männlichen Accessoires werden umgewandelt, so Hosenträger, die sich um den Körper winden und hier eine Jacke auf Taillenhöhe zusammenziehen und da einen Rock wie ein Strumpfhalter an ein Korsett binden.
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