Mailänder Modewoche: Erfreuliches Programm und einige Abwesenheiten
Nach New York und London richten sich die Augen der Modebranche vom 21. bis 27. Februar nun auf Mailand. Nach einem üppigen Programm im vergangenen September kehrt die lombardische Modewoche für die Damenkollektionen der Herbst-/Wintersaison 2023/2024 mit einem weniger intensiven Rhythmus zurück. Das Programm ist dennoch spannend und trumpft insbesondere mit der Rückkehr von Iceberg und der ersten italienischen Show des japanischen Designers Tomo Koizumi auf. Elf Namen sind jedoch vom offiziellen Schauenkalender verschwunden, darunter Versace, Moncler, Boss, Dsquared2 und Trussardi.

Auf dem Kalender stehen 165 Treffen, während es in der Vorsaison 210 Veranstaltungen waren, davon 59 Schauen – 5 in digitaler Form –, verglichen mit 68 Schauen (7 davon digital) vor sechs Monaten. Weiter finden 77 Präsentationen statt, wo im September 111 davon auf dem Programm standen. Darüber hinaus werden parallel zur Modewoche 30 Sonderevents veranstaltet, wie auch Schauen im Rahmen von besonderen Veranstaltungen. So beispielsweise am Samstag die Schauen von Benetton und Raxxy. Bei letzterer handelt es sich um die chinesische Marke des Designers und Mathematikgenies William Shen, der sein Debüt auf den Mailänder Laufstegen gibt. Auch die in Mailand bereits etablierte chinesische Marke Maryling defiliert am Mittwoch, 22. Februar.
Am Mittwoch, 22. Februar eröffnet Iceberg – die historische italienische Marke der Gilmar-Gruppe – den Reigen mit ihrer ersten Womenswear-Show in Mailand seit 2018. Zu den Rückkehrern zählen ferner die chinesische Marke Shuting Qiu am Samstag, 26. Februar, die nach ihrem Debüt in Mailand im September 2019 während drei Saisons in Shanghai defilierte, sowie der japanische Designer Atsushi Nakashima, der im Februar 2016 im Rahmen des Programms DHL Exported erstmals an der Mailänder Modewoche teilnahm. Seither organisierte er abwechslungsweise Schauen und Präsentationen, zuletzt vor allem in Tokio.
Journalisten und Einkäufer können sich auf die großen Namen des Made in Italy freuen, darunter Fendi und Roberto Cavalli ab Mittwoch, gefolgt von Max Mara, Prada und Moschino am Donnerstag, Tod’s und Gucci am Freitag, Dolce & Gabbana, Missoni und Bottega Veneta am Samstag sowie Giorgio Armani am Sonntag. Dennoch fehlen einige renommierte Modehäuser, wie das Label Versace, das in dieser Saison am 10. März eine Show in Los Angeles organisiert. Boss enthüllt seine Kollektion am 15. März im Rahmen einer "See Now Buy Now"-Show in Miami. Moncler verlegt seine Genius-Show in dieser Saison nach London (20. Februar), während Dsquared2 auf der Herrenmodewoche im Januar eine Co-ed-Show enthüllte.
Trussardi beschränkte sich auf eine Präsentation, wie auch das historische Modehaus Luisa Beccaria. Ebenfalls abwesend ist die Marke Elisabetta Franchi, die am Samstag, 25. Februar parallel zum offiziellen Kalender defilieren wird. Auch außerhalb des Rahmenprogramms veranstaltet Laura Biagiotti eine große Veranstaltung im Piccolo Teatro am Montag, 20. Februar. Zahlreiche andere Namen stehen nicht mehr auf dem offiziellen Programm, wie die junge Marke AC9 von Alfredo Cortese, der vor einem Jahr in Mailand sein Debüt gab, und Ports 1061, die kürzlich eine "strategische Neuausrichtung" ankündigte. Der britische Punk-Designer Matty Bovan, der in der vergangenen Saison von Dolce & Gabbana gefördert wurde, verlässt Mailand und überlässt seinen Platz dem japanischen Designer Tomo Koizumi, der am Sonntag, 26. Februar defiliert und seinerseits vom italienischen Luxushaus unterstützt wird. Weiter ist auf die Debüts der Marken Avavav und Alabama Muse hinzuweisen, die am Dienstag, 27. Februar, in digitaler Form defilieren.

Die italienisch-haitianische Designerin Stella Jean und das von ihr unterstützte Kollektiv WAMI (We are Made in Italy) mit immigrierten italienischen Designern nehmen nicht mehr an der Veranstaltung teil. Die Designerin hat sich für einen Boykott der Modewoche entschieden, nachdem die italienische Modekammer die finanzielle Unterstützung für das Kollektiv einstellte. Dennoch werden Minderheiten im Rahmen neuer Projekte unterstützt, so werden am Freitagabend, 24. Februar, die Diversitäts- und Inklusivitäts-Oscars “Black Carpet Awards” verliehen. Diese werden von der NGO Afro Fashion Association organisiert, unter der Leitung der italienisch-kamerunischen Designerin Michelle Francine Ngomno, die auch an der Gründung des WAMI-Kollektivs beteiligt war. Auch im Forschungsbereich White Milano steht die Diversität im Vordergrund. In diesem Rahmen versammeln sich vom 24. bis 27. Februar sieben Designer der indigenen Bevölkerung Amerikas, die vom Verband Indigenous Fashion Arts aus Toronto ausgewählt wurden.
Die verschiedenen Absagen werden durch zahlreiche parallele Veranstaltungen wettgemacht. Mit besonderer Spannung erwartet wird am Donnerstag, 23. Februar die Präsentation der historischen Marke Mila Schön, die unter der Führung des neuen Kreativdirektors Marc Audibet einen Relaunch wagt, sowie der Marke Krizia am Dienstag, 21. Februar, die den Laufstegen seit 2018 ferngeblieben ist. Weiter organisiert Louis Vuitton die Ausstellung "White Canvas: LV trainer in residence" zu Ehren des ersten Sneakermodells von Virgil Abloh, das zu diesem Anlass neugestaltet wird. Gespannt darf man auch sein auf die Collaborations von Max&Co mit Anna Dello Russo sowie Weekend Max Mara mit Kate Phelan. Und natürlich gibt es zahlreiche neue Namen zu entdecken, darunter ADD, Boyy, Lara Chamandi, Maison Laponte, Mantù, Pianegonda, Spaccio Alta Maglieria, Viviers, Wolford, Yali und Zineb Hazim & Karim Daoudi, die Präsentationen organisieren.
Die große Neuerung dieser Ausgabe ist das neue Hauptquartier der Fashion Week, die nach mehreren Jahren erneut im sehr zentral gelegenen Palazzo Giureconsulti unterkommt. Während der Modewoche finden zudem zahlreiche Feiern und Cocktail-Events statt, darunter die exklusive Abendveranstaltung von Starbucks am Sonntag, 26. Februar, und die Vorführung des Dokumentarfilms Milano: Inside the story of italian fashion, des US-Amerikaners John Maggio an einem Gala-Abend.
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