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Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.05.2023
Lesedauer
7 Minuten
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Maria Grazia Chiuri (Dior): "Wir fördern das Kunsthandwerk durch Bildung und Ausbildung, damit die Leute begreifen, wie wichtig diese Fertigkeiten sind"

Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
24.05.2023

Anlässlich der Dior Cruise Show 2024 sprach FashionNetwork.com während des mehrtägigen Aufenthalts in Mexiko mit Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri. Sie gestattete uns einen spannenden Einblick in den Schaffensprozess in ihrem Atelier.


Maria Grazia Chiuri während des Finales der Dior Cruise Show2024 - Dior / colegio de san ildefonso.


Die nach der Show interviewten Kunsthandwerker bezeichneten die Zusammenarbeit mit Dior unisono als "wertschätzend, bereichernd, lohnend". Es liegen Welten zwischen dem Ansatz des Luxushauses und den Marken, die jüngst von der mexikanischen Regierung der unberechtigten "Kopie" mexikanischer Textilkunst bezichtigt wurden.

Für Maria Grazia Chiuri ist das Kunsthandwerk die Basis. Im Rahmen der Cruise Collections von Dior geht sie den Spuren jahrhundertealten Wissens in verschiedenen Region nach. "Jedes Mal, wenn wir in einem Land Halt machen, haben wir die Gelegenheit, mit regionalen Künstlern zusammenzuarbeiten und einen Dialog einzuleiten. Einige davon beauftragen wir mit der Neuinterpretation unserer ikonischen Entwürfe wie die Bar Jacket oder Lady Dior", sagte Maria Grazia Chiuri in einer Pressekonferenz. "Heute geht dieses unglaubliche Know-how der Kunsthandwerker verloren. Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema, denn ein Teil meiner Familie stammt aus dem italienischen Süden, wo die Übertragung dieses Wissens von den Müttern an ihre Töchter aufgehört hat, deshalb ist es interessant, hier anzuknüpfen. Das kunsthandwerkliche Wissen wird seit jeher unter den Frauen weitergegeben. Die einzige Ausnahme bildet Indien, hier sind es die Männer, die das Know-how übertragen. Das Handwerk wird aber oft als Hausarbeit erachtet und nicht als Kunst gefeiert. Somit gingen diese Traditionen in Italien verloren. Die Wertschätzung der Traditionen ist auch eine Möglichkeit, die jungen Generationen für diese Kunsthandwerker zu interessieren, damit sie diese Ausdrucksform entdecken".

Die jungen Generationen anziehen, und insbesondere sie auszubilden sei für die Branche wichtig, ja, vital, erklärt Maria Grazia Chiuri. "Genau das tun wir seit 2016 bei Dior, wir fördern das Kunsthandwerk durch Bildung und Ausbildung, damit die Leute begreifen, wie wichtig diese Fertigkeiten sind. Früher war das Kunsthandwerk für viele die zweite Wahl, so in Italien zum Beispiel. Meine Mutter war Schneiderin und für sie war diese Arbeit keine Wahl ihrerseits".

Die Kreativdirektorin von Dior erwähnt einen jungen Kunsthandwerker aus Mexiko, der sie besonders beeindruckte. So sehr, dass sie ihn nach Paris einlud, um zwei Wochen in den Ateliers von Dior zu verbringen und dort eine andere Arbeitsweise kennenzulernen. "Das war eine unglaubliche Erfahrung, so unerwartet und überraschend. Diese Art, zu arbeiten, hat mich fasziniert!", sagte dieser noch ganz bewegt im Interview. Für ihn und die anderen Handwerker, die wir an der Veranstaltung trafen, haben Maria Grazia Chiuri und ihr Studio in erster Linie gemeinsam mit ihnen gearbeitet und kreiert, auf der Grundlage eines gegenseitigen Austauschs und Lernens.


Einige Models backstage bei der Dior Cruise Show2024 - DIOR / XIMENA MORFIN



Gerührt erklärt die Kreativdirektorin: "Diese Frauen (die mexikanischen Kunsthandwerkerinnen, Anm. d. Red.) und ihre Arbeit haben mein Herz so sehr berührt, da kommen mir die Tränen auf, wenn ich daran denke". Die Handwerkerinnen wiederum schöpften aus der Zusammenarbeit Vertrauen. Sie habe "einen Samen gesät, den Samen der Zuversicht, der nun nur darauf wartet, zu wachsen und stärker zu werden", sagte eine Weberin, die im Interview ebenfalls sichtlich gerührt war.

"Als wir uns das erste Mal trafen, wollte Maria Grazia Chiuri das mexikanische Kunsthandwerk in ihre Arbeit integrieren und sie ging das Projekt so leidenschaftlich an! Die Schöpfung und das Kunsthandwerk stehen für sie auf derselben Ebene", erklärte die Kuratorin Circe Henestrosa begeistert. Henestrosa war für die Konzeption und Organisation der Frida Kahlo-Ausstellung im Galliera-Museum in Paris zuständig.

Frida Kahlos Garderobe



Sie hat den Stein gewissermaßen ins Rollen gebracht. Nach einem ersten Treffen mit Maria Grazia Chiuri wurde sie von der italienischen Designerin gebeten, Kunsthandwerker aus den verschiedensten Regionen Mexikos zu suchen (Oaxaca, Chiapas und Puebla), die den traditionellen mexikanischen Kleidungsstücken in der Garderobe von Frida Kahlo entsprachen. Weiter sollte sie chinesische Stickereien und zeitgenössischere Stücke aus Europa und anderswo aufspüren.

Auch spannend ist die Geschichte, wie Frida Kahlos Garderobe entdeckt wurde. Beim Tod der jungen mexikanischen Künstlerin im Jahr 1954 ergriff ihr Lebenspartner Diego Rivera alle erforderlichen Maßnahmen, um ihr Erbe zu schützen. Vor ihrem Tod ernannte er eine Testament-Vollstreckerin, die erst mehrere Jahre später aktiv wurde. Er forderte, dass einige Arbeiten und die Garderobe von Frida Kahlo 15 Jahre lang unter Verschluss gehalten werden. Die Testament-Vollstreckerin wollte die Verantwortung der Veröffentlichung jedoch nicht übernehmen, sodass die geheim aufbewahrten Stücke der Öffentlichkeit erst nach ihrem Tod im Jahr 2004 zugänglich wurden – genau 50 Jahre nach dem Tod der berühmten mexikanischen Künstlerin.

Eine Show in Mexiko – ein lang gehegter Wunsch



"Als Dior mir die Chance eröffnete, im Ausland zu defilieren, sagte ich als Erstes: "Ich will eine Show in Mexiko". Das war schon immer mein Traum, denn ich liebe dieses Land. Es ist Teil meiner visuellen Kultur. Mexiko ist inspirierend und zauberhaft. Wir haben lange gewartet, bevor wir diese Show machten. Im vergangenen September haben wir uns dann gesagt: dieses Jahr müssen wir Mexiko machen. Das Projekt habe ich aber schon sehr lange im Kopf", sagte Maria Grazia Chiuri.

Für die Marke ist es nicht die erste Reise nach Mexiko, denn Monsieur Dior begab sich bereits 1954 auf eine Rundreise durch mittel- und südamerikanische Städte. In Mexiko-Stadt präsentierte seine Kollektionen, die fortan in der Kaufhauskette El Palacio del Hierro erhältlich waren. Doch erst 2019 eröffnete das Pariser Modehaus eigene Stores in der Hauptstadt. Wollte die Marke durch die Show in Mexiko-Stadt die sehr patriotischen Mexikanerinnen und Mexikaner für sich gewinnen, um den Umsatz anzukurbeln? "Die Wahl, in Mexiko-Stadt zu defilieren, wurde nicht in einer Geschäftsoptik gefällt, es ist das Ergebnis eines kreativen Prozesses, denn ich mag mexikanische Künstler und Fotografen sehr. Mexiko hat viele große Fotografen hervorgebracht. Ihre Art, Bilder einzufangen, gefällt mir. Es ist ein viel künstlerischer Ansatz", sinnierte Maria Grazia Chiuri im exklusiven Interview mit FashionNetwork.com.

"Die mexikanische Kultur fasziniert mich. In meiner Jugend besuchte ich in Rom eine Ausstellung über Frida Kahlo. Sie war noch nicht so bekannt wie heute, aber es war das erste Mal, dass ich eine Ausstellung sah, die einer Künstlerin gewidmet war, überdies einer Künstlerin mit unglaublichen künstlerischen Fähigkeiten. Sie ist für mich ein wichtiges Symbol, denn sie verkörpert alle Werte, mit denen ich mich identifiziere. Sei es in ihrer Beziehung zum Körper oder in der Art und Weise, wie sie sich definieren wollte. Ich glaube, dass sie für alle Frauen einen universellen Bezugspunkt darstellt. Eine Vorreiterin", wie die Kreativdirektorin bekräftigt.


Ein Look der Dior Cruise Show 2024 - DIOR



Mit ihrer Interpretation einer modernen Frida Kahlo lieferte Maria Grazia Chiuri am 20. Mai einen bedeutenden Moment in der Modegeschichte. Schmetterlinge waren in der Show omnipräsent. "Schmetterlinge sind ein Symbol der Metamorphose, der Veränderung, der Wiedergeburt. Der Schmetterling ist in allen Kulturen eine universelle Referenz und hat eine Beziehung zur Seele. Auch in Mexiko sind Schmetterlinge sehr wichtig, besonders am Tag der Toten sind sie allgegenwärtig. Es ist ein Element der Wiedergeburt, der Transformation. Ich denke, dass sich Frida durch ihre Arbeit verwandeln wollte. Sogar Elina Chauvet will durch ihre Arbeit eine zu patriarchal organisierte Gesellschaft verwandeln. Das schien eng verwandt mit dem, was ich erzählen wollte".

Welche Parallelen bestehen zwischen Frida Kahlo und der Künstlerin Elina Chauvet, die an der Show eine Performance präsentierte? "Elina Chauvet ist eine feministische Künstlerin und Frida Kahlo ist auch eine feministische Künstlerin! Sie stehen beide dafür ein, dass man allen Widrigkeiten zum Trotz und in der Kreativität nicht aufgeben darf. Elina Chauvet ist in Italien sehr bekannt. Ich kenne ihre Arbeit seit mehreren Jahren. Sie war die erste, die eine prägende Installation mit roten Schuhen organisierte, um Femizide anzuprangern. Leider ist das Thema auch in Italien präsent. Es war mein Traum, mit ihr zusammenzuarbeiten".

Projekte für die Zukunft



Die Show ist nun beendet und die Moderedakteure reisen mit Koffern voller Erinnerungen wieder ab. Doch die Arbeit ist damit nicht beendet. "Ich habe den Kulturminister Mexikos getroffen und wir müssen im kommenden November zurückkehren, denn in Mexiko-Stadt entsteht ein wichtiges kulturelles Zentrum und ich wurde eingeladen, ein paar Tage hier zu verbringen. Sie laden verschiedene Communities ein, um ihre Arbeit in diesem Bereich zu präsentieren. Sie können ihre Kreationen direkt vor Ort verkaufen. Als ich mich mit ihnen traf, erklärte ich Ihnen das Projekt, das wir in Indien umgesetzt haben. Denn ich denke, es wäre interessant, in diesem Zentrum eine Schule entstehen zu lassen". "Aus meiner Sicht ist es wichtig, das Kunsthandwerk miteinzubeziehen, besonders in den Schulen", sagte sie. Und verwies darauf, dass die Jungen in Paris in den Schulen hervorragende Arbeit leisten.

Mit der Kreation dieser ganz besonderen und emotionsgeladenen Kollektion scheinen sich für Maria Grazia gleich mehrere Träume verwirklicht zu haben. "Ich mag mich noch ganz genau erinnern, als ich mich für ein Modestudium entschied, war meine Mutter verzweifelt, da sie dachte, dass dies für mich und meine Zukunft nicht gut war. Sie konnte sich damals nicht vorstellen, dass sich das System verändert. Sie hätte gewünscht, dass ich Ärztin werde oder eine konservativere Berufswahl träfe, da die Mode als Hausarbeit erachtet wurde. Sie galt noch nicht als künstlerische und kreative Ausdrucksmöglichkeit ". Im Namen der Mode geht unser Dank an Maria Grazia Chiuri, dass sie dem Rat ihrer Mutter nicht gefolgt ist.
 

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