Fabeau
08.02.2011
Modehandel nach Spitzenjahr gleichzeitig euphorisiert und verhalten
Fabeau
08.02.2011
Auf der Jahrespressekonferenz des BTE in Düsseldorf erklärte Steffen Jost, dass der Modehandel vor einem Jahr anscheinend „genau das Richtige geordert“ hat, denn 2010 hat die Erwartungen bei weitem übertroffen. Der BTE geht davon aus, dass der Umsatz um 3 bis 5 Prozent gesteigert wurde – was nicht zu schlecht ist, nach der immer noch recht stabilen Vorlage aus 2009. „Einen vergleichbaren Umsatzzuwachs hat es in unserer Branche zuletzt 1991 gegeben“, freut sich Jost.
Nach einem eher zögerlichen Start, wurde die Umsatzvorlage aus 2009 deutlich übertroffen – und darauf hatte das Wetter einen guten Einfluss: „Der Sommer war ordentlich, aber nicht zu lang, so dass im August und September schon gut Herbstware verkauft wurde. Oktober und November brachten erste Kältewellen und damit gute Abverkäufe von Winterware.“ Nach den ersten Schätzungen des Verbands soll der Umsatz von rund 25.000 Handelsunternehmen, die schwerpunktmäßig Textilien verkaufen, bei rund 29 Mrd. Euro gelegen haben. Dazu kommen noch weitere 4 Mrd. Euro vom Fachhandel mit Heim- und Haustextilien sowie Meterwaren und Handarbeiten. Es wird vermutet, dass der sog. Nicht-Fachhandel (Warenhäuser, Discounter, Versender und Internetanbieter) ein ähnliches Plus mit Textilien und Bekleidung verzeichnet haben. Daher geht der BTE davon aus, dass das Modemarktvolumen in Deutschland bei rund 57 Mrd. Euro gelegen hat.
Auch bei steigenden Umsatzzahlen sind „märchenhafte Gewinne im Modehandel “ nach wie vor nicht realistisch. Die Umsatzrendite liegt im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. „Von zweistelligen Renditen, wie sie einige vertikale Anbieter vom Schlage New Yorker, H&M und Zara erzielen, können mittelständische Fachhändler nur träumen“, so Jost weiter.
Sorgen bereitet dem Modefachhandel neben den üblichen Sourcing-Problemen vor allem die steigenden Kosten für Mieten und Energiekosten sowie die zunehmende Konkurrenz durch Internetanbieter. Jost wies darauf hin, dass schon jetzt knapp 60% der befragten Unternehmen erste Lieferprobleme hatten und Textilien in Deutschland immer teurer werden. Allerdings rechnet er nicht mit exorbitanten Preissteigerungen, sondern mit moderaten Erhöhungen, die die Kunden gar nicht bemerken werden. Händler werden die üblichen Preisschwellen von z.B. 49 Euro nicht aufgeben. Nicht zu halten seien, seiner Meinung nach, die untersten Einstiegspreislagen. Jost kritisierte überdies, die expansiven Internetaktivitäten von Industriepartnern: „So ist es sehr ärgerlich, wenn der Handel bestimmte Artikel nicht nachbestellen kann, die der Lieferant aber selbst noch online über seine Website verkauft.“ Auch das „Abschleusen“ von Produkten über Shopping-Clubs hält er für nicht unproblematisch.
All diesen Sorgen zum Trotz ist die Branche weiter optimistisch: „Wir rechnen für dieses Jahr mit einem weiteren Ansteigen der Umsätze, wenn auch nicht mehr mit den Zuwachsraten von 2010“, erklärte Jost. Immerhin hätte man im Januar gegenüber dem letzten Jahr ein kleines Plus verzeichnen können.
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